Beschreibung:

387 S. : zahlr. Abb. Orig.-Lw.; Orig.-Schutzumschlag.

Bemerkung:

Gutes bis sehr gutes Exemplar mit geringfügigen zeitbedingten Gebrauchsspuren sowie einem sehr dezenten, aber sichtbaren Lichtrand (siehe Abb. 2) + + + Die Publikation erscheint anläßlich der Ausstellung des Atlas in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München vom 8. April bis 21. Juni 1998. / Gerhard Richters künstlerische Praxis ist von Beginn an mit einer Sammlung fotografischer Bilder vielfältiger Art verbunden, die in den Atlas Eingang fanden. Es mag sein, dass eine zeitweise Tätigkeit als Fotolaborant hier nachhaltig Wirkung auf seinen Umgang mit dem Medium Fotografie gehabt hat, denn die Masse der Fotos, die alltäglich entstehen, hatte ihn nach eigener Aussage schon früh beschäftigt. So bildeten zunächst vornehmlich Schwarzweißfotos, soweit verfügbar aber auch Farbaufnahmen, den Ausgangspunkt für den Atlas. Gerhard Richter sammelte diese einfachen Amateurfotos, alltäglichen ?Ikonen? wie Aufnahmen aus Familienalben oder Fotos von ?Durchschnittsreportern? aus Zeitungen und Zeitschriften, in denen sich die ?Welt? spiegelt. Bilder historischer, politischer wie gesellschaftlicher Ereignisse, von Idolen, Stars und Statussymbolen bilden den originären Kern des Atlas, der maßgeblich den ersten Teil dieser bewusst ?naiv? angelegten Fotosammlung ausmacht. Ihm haftet das Zeitbedingte unverkennbar an ? so sind Reiseziele, Autos, Flugzeuge und Schiffe ebenso Bestandteil wie Sensationen, Tiere, Juwelen, Natur und Städte, Berge, Wasser und Wolken. All dies fügt sich in einen ?Kosmos? der Sekretärinnen, Liebespaare und Krankenschwestern, gekrönten Häupter, Soldaten, Sportler und historisch bedeutenden Personen. In einem hart geführten Schnitt folgt den ausgemergelten Menschen aus den Konzentrationslagern eine Sequenz pornografischer Szenen. Den Fotos von Freunden ist eine Sammlung berühmter Männer (exakt 288) angeschlossen; sie sind der Fundus für die 48 Portraits gewesen. Es scheint, als hätte Gerhard Richter zu diesem Zeitpunkt keine bestimmten Bildthemen bevorzugt. Eine Festlegung findet nicht statt ? ?die Welt, die das Foto abbildet, ist ja auch vielfältig?. Das einzige Ausschlusskriterium scheinen Kunst und Kunstfotografie zu sein. Auch wenn Richter nach Tizians Verkündigung (WVZ 343, 344) malt, nimmt er diese Vorlagen nicht in den Atlas auf. Es verweisen nur einige Ansichten des Markusplatzes auf einen Venedigaufenthalt. Aus dem Rahmen fallen daher einzig die Aufnahmen vom Besuch der Ausstellung von Joseph Beuys' Palazzo Regale in Neapel. Skizzenhafte Visionen von Räumen für Wolken-, Wasser- und Farbstrudelbilder sowie Farbtafeln und Farbfelder lassen in der Folge erstmals die Genealogie des Werkes von Gerhard Richter erahnen. Dieses umfangreiche Repertoire an ?Bildern?, das Gerhard Richter bis 1972 zusammengetragen hat, kam erstmals in Utrecht im Museum Hedendaagse Kunst zur Ausstellung. Der seinerzeit aufgelegte Katalog ist gleichzeitig die erste Buchpublikation zum Atlas. Es wurden 343 Tafeln abgebildet, davon zwei Tafeln doppelt. Der kurze Text auf dem Katalogeinband nennt abweichend davon die Zahl von ?315 bladen?, was darauf schließen lässt, dass Richter noch bis zuletzt weitere Blätter in die erste Ausgabe des Atlas aufgenommen hat. (Helmut Friedel) ISBN 9783896110282