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Proletarischer Klassiker als Raubdruck. Exemplar aus dem Vorbesitz des libertären Dokumentaristen H.D. Heilmann, daher mit einigen Kugelschreiber-Anstreichungen im Buch sowie Notizzetteln, ansonsten ein sehr gutes und sauberes Exemplar. -- (auszug:) VORWORT [?] Willi Münzenberg und seine Freunde haben sich anno 1914 nicht so von ungefähr als revolutionäre Internatio-nalisten bewährt. Nicht umsonst haben sich diese Jungen, als die Alten sich wie unreife Jungen gebärdeten, als reife Revolutionäre erwiesen. Die Jugend, die Münzenberg in den Krieg gegen den Krieg führte, hatte sich vor dem Krieg über ihre revo-lutionäre Tüchtigkeit ausgewiesen. Diese Generation ist in der II. Internationale aufge-wachsen, in einer Zeit, in der die Arbeiteraristokratie und Arbeiterbürokratie die ganze Internationale schon be-herrschte, in einer Zeit, in der' das Aufmucksen gegen diese Aristo- und Bürokraten als Hochverrat am Sozialismus ge-brandmarkt wurde. Aber diese Jugend fürchtete den Teufel nicht und muckste auf gegen die Aristo- und Bürokraten der Sozial-demokratie und der Gewerkschaften, um den Weg frei zu kriegen für den revolutionären Kampf gegen das Bürger-tum und den Klassenstaat, vor dem schützend die reak-tionären Wasserleichen des Führertums standen. Wer muckste, flog nicht nur aus Partei und Gewerk-schaft, sondern auch vom Arbeitsplatz. Hunderte von mucksenden Emigranten wanderten aus der damals schon stark verseuchten deutschen Bewegung aus in die Schweiz, wo die Verhältnisse noch etwas idyllischer waren. Unter diesen Emigranten befand sich auch der kaum zwanzigjährige Willi Münzenberg. Bevor uns Willi Münzenberg Kriegsgeschichte erzählt, erzählt er uns Lebensgeschichte, Leiden, Kämpfen und Er-wachen der Secle des jugendlichen Arbeiters. Diese Par-tien gehören mit zu den allerprächtigsten des Buches. Der geschundene und geplagte Prolet entdeckt den Sozialismus. ,,Damit hatte sein Leben plötzlich einen berauschenden In-halt bekommen. Der Lohn war nicht gestiegen, der Hunger nicht kleiner geworden, trotzdem schien das Leben reicher und sonniger. Jedes neue Buch war ein Erlebnis, jedes neue Wissen erweckte ein bisher unbekanntes Kraftgefühl, das Dasein war nicht mehr hoffnungslos, wir fühlten, daß es eine Erlösung aus dem täglichen Grau und Einerlei des Fabriklebens geben mußte." Die ganze Entwicklung der Arbeiterseele aus der Nacht zum Licht ist prächtig und anschaulich geschildert. Dann kommt das Erlebnis Zürich. Heute ist Zürich eine Stadt wie andere. Seine bürgerliche, sozialdemokra-tische und kommunistische Partei sind wie in Bümplitz, Dijon, Leipzig, wie überall auf der Erde. Zürich ist nicht mehr originell. Es gibt in Zürich keinen Gedanken, der nicht an allen andern Orten der Welt auch schon aus-gedacht worden wäre. Es ist heute geistige Konfektion. Das Vorkriegs- und Kriegs-Zürich war ein glänzendes Chaos. Auf einem Hintergrund von etwa 200000 Bür-gern und verbürgerlichten Arbeitern tummelten sich tau-send Geister aus aller Herren Länder: Russische Men-schewiki und Bolschewiki, revolutionäre Syndikalisten und Anarchisten aus Italien, Polen, Deutschland, Rußland, Österreich. Marx-, Bakunin-, Kropotkin-, Stirnerbazillen schwirrten nur so in der Luft herum. Was alles gärte in Europa herum, sandte auch einen Vertreter zu dem roten Völkerbund nach Zürich. Und in diese Gärungsatmosphäre hinein kam der junge Willi Münzenberg und gärte mit und wuchs mit und erzählt uns in seinem Buch von all dem, was er da erlebte, diskutierte und wirkte. Allmählich geht das vorwiegende Erleben in dem Buch über ins vorwiegende Handeln. Der Erlebende wächst sich zum Führenden aus. Zu einem Muster von Führer, erst in der zürcherischen, dann in der schweizerischen und mit Beginn des Krieges in der internationalen Jugendbewe-gung. Wildes Glühen und Sehnen verbindet sich mit einem eminent praktischen Verstand, einer unerschöpflichen Energie. Das Individuum wird leitender Repräsentant eines Kollektivs. Immer mehr Menschen tauchen vor uns auf. Immer als tätige Wesen. Immer in Tätigkeit geschildert. Liebknecht, Lenin, alle andern. Anstelle der Dynamik der Seele des Einzelnen tritt die politische Dynamik. Glän-zend ist dabei das Individualerlebnis mit dem Kollektiv-erlebnis verbunden. Wirklich ein glänzendes Proletenbuch. Das ist moderne proletarische Kunst. Das Leben sprengt alle Dogmen, das zielbewußte Han-deln hebt alle Anarchie auf. Individuum und Kollektiv verschmelzen. Heben sich nicht auf, steigern sich. Wenn mich ein proletarischer Vater fragt nach dem Weihnachtsbuch für seinen Sohn, für seine Tochter, so werde ich ihm sagen, schenken Sie ihm dieses Buch. Durch solche Bücher werden unsere Programme erst verlebendigt, wirken erst als treibende Kräfte [...].