Beschreibung:

Werner Klemke (1917 Weißensee - 1994 Berlin), Muse mit Radio, 1969. Holzstich auf Japanpapier. 17,5 cm x 8 cm (Darstellung), 23,5 cm x 12,5 cm (Blattgröße), mit signierter und datierter Widmung in Blei und dem Künstlerstempel versehen - montiert, minimal lichtrandig, ansonsten in ausgezeichnetem Zustand - Modernes Zwitschern - In einer arkadischen Landschaft sitzt auf einer Parkbank die Muse der Dichtung Kalliope. Doch anstatt das in der Hand gehaltene Buch zu lesen, hört sie Radio und hält das Transistorgerät dabei direkt ans Ohr, so dass sie von den Tönen ganz erfüllt ist und das Buch gar nicht mehr gewahrt. Verstärkt wird die Ironisierung des antikisierenden Motivs durch die umherfliegenden zwitschernden Vögel, die ebenfalls nicht mit der dem Radio entströmenden Musik konkurrieren können. Klemke bedient sich hier ,heiliger' Motive der Kunstgeschichte, um sie durch einen Gegenwartsbezug ins Ironische zu wenden und damit die eigene Zeit zu ironisieren. zum Künstler Zunächst als Trickfilmzeichner tätig, wurde Walter Klemke nach dem Zweiten Weltkrieg in Ostfriesland bei Norden interniert, wo sich die Gelegenheit ergab, die Technik der Lithographie zu erlernen. Daraufhin gestaltete Klemke mit den ,Bremer Stadtmusikanten' das im Sommer 1945 erste nach dem Krieg erschienene Kinderbuch. 1946 wieder nach Berlin zurückgekehrt, fertigte er für verschiedene Zeitschriften Illustrationen an. Der erste große Auftrag, die mehr als hundert Holzstichillustrationen zu Georg Weerths 1948 im Verlag Volk und Welt erschienenen ,Humoristischen Skizzen', führten zum künstlerischen Durchbruch, der eine nicht abreißende Folge an Aufträgen mit sich brachte. Neben seinen sonstigen künstlerischen Tätigkeiten illustrierte Klemke weit über 800 Buchtitel. Für seine grafische Tätigkeit hatte er sich die nahezu vergessene Technik des Holzstichs wiederangeeignet, bei dem das harte quergeschnittene Hirnholz als Druckplatte dient. 1951 wurde Klemke Dozent an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Weißensee und dort 1956 zum Professor für Buchgrafik und Typographie ernannt. Eine 1954 erfolgte Reise nach China führte zur Beschäftigung mit dem chinesischen Farbholzschnitt. 1956 war Klemke Mitbegründer der bibliophilen Pirckheimer-Gesellschaft, deren Signet er entwarf. Seit 1961 Mitglied der Akademie der Künste, wurde Klemke ab 1964 als Sekretär zusehends für bürokratische Aufgeben herangezogen, die sein künstlerisches Schaffen beschnitten. Werner Klemke wurden eine große Zahl an Einzelausstellungen gewidmet und er war an zahlreichen wichtigen Gruppenausstellungen beteiligt, so wurden seine Werke von der Dritten Deutschen Kunstausstellung 1953 bis zur X. Kunstausstellung der DDR 1988 gezeigt.