Beschreibung:

XIX, 466 S. Originalhalbleder.

Bemerkung:

Der Vorsatz ist leicht stockfleckig, ansonsten ein sehr gutes und sauberes Exemplar ohne Anstreichungen. Frakturschrift. -- (Auszug:) Einleitung. Schon in verhältnismäßig jungen Jahren, wo bei andern die eigentliche Festigung der Persönlichkeit erst beginnt, war Wilhelm von Humboldt zu der gefestigten Individualität geworden, als die er uns in ungetrübter Konsequenz während eines langen Lebens entgegentritt. Mit vollem Recht hat Rahel einmal von ihm gesagt, er sei von keinem Alter gewesen, und es ist auch wirklich erstaunlich, wie sich seine innersten Anschau-ungen und Überzeugungen beständig gleich geblieben sind, ja sich häufig in den Briefen des Greises in dieselben Worte klei-den wie in denen des Jünglings. Er verstand es, in der Jugend den betrachtenden Ernst des reifen Mannes, im Alter das Feuer und die Begeisterungsfähigkeit des Jünglings zu haben. Den festen Wesenskern seiner seelischen Anlage bildet eine innige Verkettung und Verschmelzung der Verstandes- und der Ge-fühlskräfte, begleitet von einer starken und unüberwindlichen Neigung zu spekulativem und kontemplativem Dasein in sich, der eine ebenso starke und schwer überwindliche Abneigung gegen alles weittragende Handeln und Wirken außer sich zur Seite ging. Er besaß eine weiche, allen Eindrücken willig und bereit sich öffnende, weniger männliche als vielmehr frauenhafte See-lenanlage, etwas Weibliches in den Gefühlen und im Umgang troy aller Verstandesschärfe, die er im abhandelnden Gespräch zu entwickeln vermochte. Dieser sein geistiger Wesenskern hat sich in der Kindheit und Jugend durch widerstrebende Umstände und Verhältnisse einer halb feindlichen halb gleichgültigen Um-welt hindurchkämpfen müssen, obwohl er so gar nicht auf ener= gische Tatkraft und zielbewußten Kampf gestellt war, und ge= riet in ernsteste Gefahr, im Wachstum erstickt oder doch zum mindesten verbildet zu werden [?].