Beschreibung:

450 Seiten; 20 cm; fadengeh., goldgepr. Orig.-Leinenband.

Bemerkung:

Gutes, stabiles Exemplar; Einband etwas berieben und mit 2 kl. Flecken; innen sehr gut. - "Stockholmer Gesamtausgabe der Werke von Thomas Mann" (Vortitelblatt) - Beiliegend: Werbezettel des Bermann-Fischer Verlages (über Franz Körmendi's "Der Irrtum" sowie Karl Otten's "Torquemadas Schatten") // Paul Thomas Mann (* 6. Juni 1875 in Lübeck; ? 12. August 1955 in Zürich, Schweiz) war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. ... / Lotte in Weimar ist der Titel eines 1939 publizierten Goethe-Romans von Thomas Mann. Erzählt wird in einer Mischung aus Wirklichkeit und Fiktion die Weimar-Reise Charlotte Kestners 1816. Sie hat 44 Jahren zuvor den jungen Dichter durch ihre Beziehung zu seinem Jugendwerk mit autobiographischen Bezügen, Werthers Leiden, inspiriert und ist als "Lotte" zum weiblichen Idol der Sturm-und-Drang-Zeit geworden. Nun will sie ihren inzwischen zur internationalen Berühmtheit aufgestiegenen Freund wiedersehen. ? (wiki) // " Der Kellner des Gasthofes "Zum Elephanten" in Weimar, Mager, ein gebildeter Mann, hatte an einem fast noch sommerlichen Tage ziemlich tief im September des Jahres 1816 ein bewegendes, freudig verwirrendes Erlebnis. Nicht, daß etwas Unnatürliches an dem Vorfall gewesen wäre; und doch kann man sagen, daß Mager eine Weile zu träumen glaubte. Mit der ordinären Post von Gotha trafen an diesem Tage, morgens kurz nach 8 Uhr, drei Frauenzimmer vor dem renommierten Hause am Markte ein, denen auf den ersten Blick - und auch auf den zweiten noch - nichts Sonderliches anzumerken gewesen war. Ihr Verhältnis untereinander war leicht zu beurteilen: Es waren Mutter, Tochter und Zofe. Mager, der, zu Willkommsbücklingen bereit, im Eingangsbogen stand, hatte zugesehen, wie der Hausknecht den beiden ersteren von den Trittbrettern auf das Pflaster half, während die Kammerkatze, Klär-chen gerufen, sich von dem Schwager verabschiedete, bei dem sie gesessen hatte, und mit dem sie sich gut unterhalten zu haben schien. Der Mann sah sie lächelnd von der Seite an, wahrscheinlich im Gedanken an den auswärtigen Dialekt, den die Reisende gesprochen, und folgte ihr noch in einer Art von spöttischer Versonnenheit mit den Augen, indes sie nicht ohne unnötige Windungen, Raffungen und Zierlichkeiten, sich vom hohen Sitze hinunterfand. Dann zog er an der Schnur sein Hörn vom Rücken und begann zum Wohlgefallen einiger Buben und Frühpassanten, die der Ankunft beiwohnten, sehr empfindsam zu blasen. Die Damen standen noch, dem Hause abgekehrt, bei dem Postwagen, die Niederholung ihres übrigens bescheidenen Gepäcks zu überwachen, und Mager wartete den Augenblick ab, wo sie, beruhigt über ihr Eigentum, sich gegen den Eingang wandten, um ihnen sodann, ganz Diplomat, ein verbindliches und gleichwohl leicht zögerndes Lächeln auf dem käsefarbenen, von einem rötlichen Backenbart eingefaßten Gesicht, in seinem zugeknöpften Frack, seinem verwaschenen Halstuch im abstehenden Schalkragen und seinen über den sehr großen Füßen eng zulaufenden Hosen, auf den Bürgersteig entgegenzukommen. "Guten Tag, mein Freund 1" sagte die mütterliche der beiden Damen, eine Matrone allerdings, schon recht bei Jahren, Ende fünfzig zumindest, ein wenig rundlich, in einem weißen Kleide mit schwarzem Umhang, Halbhandschuhen aus Zwirn und einer hohen Capotte, unter der krauses Haar, von dem aschigen Grau, das ehemals blond gewesen, hervorschaute. "Logis für Dreie brauchten wir also, ein zweischläfrig Zimmer für mich und mein Kind" (das Kind war auch die Jüngste nicht mehr, wohl Ende zwanzig, mit braunen Korkzieherlocken, ein Kräuschen um den Hals; das fein gebogene Näschen der Mutter war bei ihr ein wenig zu scharf, zu hart ausgefallen) -"und eine Kammer, nicht zu weitab, für meine Jungfer. Wird das zu haben sein?" ? " (S. 9/10)