Beschreibung:

Hans Thoma (1839 Bernau - 1924 Karlsruhe), Selbstporträt, 1895. Lithographie, 39 cm x 49,5 cm (Blattgröße), unten innerhalb der Darstellung in Rot mit zweizeiliger Widmung versehen, signiert und datiert. - nachgedunkelt und stellenweise etwas betrieben, ansonsten in gutem Zustand - Im Blick des Künstlers - Wie jedes Selbstporträt ist die von Hans Thoma in Alter von 56 Jahren angefertigte Darstellung seiner selbst eine Reflexion auf die eigene Kunst. Dementsprechend präsentiert Thoma die Malpalette auf eine seine Person mit dem Betrachterraum verbindende Weise. Der Blick ist ebenfalls in unsere Richtung und damit auf die reale Welt gerichtet. Der Künstler blickt allerdings nicht auf uns, sondern nimmt etwas in der Ferne Liegendes konzentriert in den Blick, das er im Geiste bereits künstlerisch zu transformieren scheint. Hinter ihm ist die Realität seiner Kunst zu sehen. Er steht in einem Hain, was den für Thoma wichtigen Naturbezug hervorhebt. Rechts von seinem Kopf ist ein Lebensfreude versprühender Reigen junger Frauen zu sehen, der für die Schönheit und Lebensfülle der Kunst einsteht, während links Reiter aufbrechen und sich - dem Lebensweg folgend - vom freudigen Tanz entfernen, was den melancholischen Aspekt der Kunst veranschaulicht. zum Künstler Nachdem er Lehren als Lithograph, Anstreicher und Uhrschildmaler abgebrochen hatte, bildete sich Hans Thoma autodidaktisch als Kunstmaler. Dies brachte ihm 1859 ein Stipendium für die Kunstschule in Karlsruhe ein, wo er Schüler von Wilhelm Schirmer und Ludwig Des Coudres wurde. Nach Abschluss des Studiums, 1866, hielt sich Thoma in Basel und Düsseldorf auf. Er lernte Otto Scholderer kennen, mit dem er 1868 nach Paris reiste. Dort beeindruckten ihn die Kunst Gustave Courbets und die Schule von Barbizon. Nach der Ablehnung seiner Werke im Karlsruher Kunstverein wurde Thoma 1870 in München ansässig, wo er dem Leibl-Kreis nahestand. In München arbeitete Wilhelm Trüber zeitweise in Thomas Atelier. 1874 erfolgte zusammen mit dem Maler Albert Lang die erster einer Reihe von Italienreisen, auf der er Hans von Marées und Adolph von Hildebrand kennenlernte und mit Arnold Böcklin Freundschaft schloss, dessen Kunst Thoma nachhaltig beeindruckte. Nach seiner Rückkehr nach München wurde Cella Berteneder Thomas Schülerin, die er 1877 ehelichte. Auf Einladung des Kunstsammlers Charles Minoprio reiste Thoma 1879 nach England. Im Laufe der Jahre erwarb Minoprio mehr als 60 Ölbilder Thomas und veranstaltete 1884 die erste Auslandsausstellung seiner Kunst in Liverpool. Ab 1878 lebte Thoma in Frankfurt. Im Folgejahr zeigte der Frankfurter Kunstverein die erste Einzelausstellung seiner Werke. Nach einer Reise in die Niederlande zog Thoma 1899 nach Kronberg im Taunus, wo die Kronberger Malerkolonie ansässig war. Im selben Jahr wurde er zum Professor der Karlsruher Kunstschule und zum Direkter der Karlsruher Kunsthalle berufen. 1901 war Hans Thoma mit Wilhelm Süs Gründer der Großherzoglichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe, für die er fortan Entwürfe lieferte. Thoma stand nun auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Ruhmes. Meyers Großes Konversations-Lexikon stellt in der 1909 erschienen Auflage fest, Thoma sei zu einem Lieblingsmaler des deutschen Volkes geworden. Anlässlich des 80. Geburtstags, 1919, organisierten Ernst Oppler und Lovis Corinth eine große Feierlichkeit. Nachdem Thoma verstorben war, widmete ihm die Berliner Nationalgalerie 1922 und die Basler Kunsthalle 1924 eine große Werkschau.