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8°. 15 (1) S. Zeitgenössischer Halbleinenband mit Prägung 'Wegwarten' auf dem Deckel. Bezug altes Kleisterpapier., 1
Bemerkung:
1. Ausgabe, eines von 300 Exemplaren, die Rilke verschenkt hat, Titelblatt mit Aufdruck: Frei. Erscheint ein- bis zweimal jährlich, verfasst 'im Weihnachtsmond 1895'. Enthält, in seinem 21 Lebensjahr, 21 Gedichte u.a. aus 'Larenopfer' (Ankündigung auf der letzten Seite), das nächste Heft sollte erst im Juli 1896 erscheinen. - Ritzer E 55; Richter, Rilke (2025) S. 61 ff.; Storck 68. Sehr gutes Exemplar, wohl aus dem unmittelbaren Umfeld des Dichters. Das erste von drei Heften dieser Art: "Unmittelbar nach Erscheinen von 'Larenopfer' stellte R. sein erstes 'Wegwarten' Heft zusammen, das erste Gedicht hier ist 1892 entstanden [?] R. verschenkte die Hefte an Krankenhäuser, Volks- und Handwerkervereine." (E. Schnack, Rilke-Chronik I, Seite 37). Den Titel bezieht Rilke laut Vorwort auf Paracelsus, nach dessen Erzählung die Wegwarte alle Jahrhunderte zum lebendigen Wesen wird. Rilke hoffe, diese Sage erfülle sich an seinen Liedern: vielleicht wachen sie zu höherem Leben auf in der Seele des Volkes. Ich selbst bin arm, aber diese Hoffnung macht mich reich. ? Die Umschlagrückseite mit Verlagsanzeigen, unter anderem für 'Larenopfer'. ? Sehr selten und so gut erhalten nahezu unauffindbar. Rilkes Onkel Jaroslav Rilke Ritter von Rüliken hoffte, sein Neffe werde, nach einem juristischen Studium, dereinst seine noble Rechtsanwaltskanzlei übernehmen und finanzierte den jungen Dichter mit monatlich 200 Gulden. Nach dem Tode des Onkels 1892 führten dessen Töchter Paula und Irene die Subventionierung Rilkes noch ein Jahrzehnt fort und finanzierten so auch die Druckkosten für seine ersten literarischen Arbeiten. Gleichwohl ? Rilke verspürt Mitleid mit den Armen und Bedrückten und ruft seinen Schriftstellerkollegen zu: 'Ihr gebt euere Werke in billigen Ausgaben. ? Ihr erleichtert dadurch den Reichen das Kaufen; den Armen helft ihr nicht. Den Armen ist alles zu teuer. Und wenn es zwei Kreuzer sind, und die Frage heißt: Buch oder Brot? Brot werden sie wählen; wollt ihrs verargen? Wollt ihr also allen geben, ? so gebt!' Jenes 'Geben' bedeutete für Rilke, seine 'Wegwarten'-Hefte im Selbstverlag zu produzieren und anschließend zu verschenken. Sein Biograph Peter Demetz erfuhr in den frühen fünfziger Jahren von Zeitgenossen, dass Rilke damals 'im schwarzen Habit eines Abbés mit langen lockigen Haaren an einem der verkehrsreichsten Punkte Prags in der Nähe des Tschechischen Nationaltheaters die 'Wegwarten' eigenhändig an Vorübergehende verteilte'. In einem Brief an die Baronesse Láska von Oestéren vom 16. März 1896 spricht Rilke selber von einem 'Volks-Gratis-Unternehmen', das zugleich, so der Rilke-Kenner Wolfgang Leppmann, ein 'quasi-sozialistisches Experiment' darstellte. Rilke versandte die Hefte an Volks- und Handwerkervereine, an Volksbibliotheken und Spitäler, ließ sie auch in einigen Lokalen auslegen und hoffte auf Zuspruch beim Dritten Stand. Über das erste Bändchen schrieb er an den Schriftsteller Richard Zoozmann, er rechne darauf, 'daß der Zufall hie und da doch ein Heftchen unter das eigentliche Volk und in eine einsame Stube trägt, wo die schlichten Lieder ein wenig Licht und Freude wecken dürfen'.