Beschreibung:

S. 863-1007 : mit Abb. Orig.-Leder; Orig.-Schutzumschlag.

Bemerkung:

Sehr gutes Exemplar mit geringfügigen Gebrauchsspuren. - Einzelband. / Boccaccios Leben umspannt die Jahre 1313 bis 1375. Eritburger Petrarcas (1304-13265. 1321) und Mitbürger Petrarcas (1304-1374). Diesen drei dichterischen Genien der Toskana dankt Italien nicht allein die Grundlage seiner kunstmässigen Schriftsprache, sondern auch die erste und zugleich höchste Höhe seiner Literatur. Darüber hinaus sind "die drei Kronen von Florenz>> durch ihre Hauptwerke in die Geistesgeschichte der Welt eingegangen. Die Divina Commedia, der Canzoniere und das Dekameron sind Meilensteine auf dem Gang des menschlichen Geistes. Dante erlöste das architektonische Weltgefühl der ökumenischen Mächte aus scholastischer Erstarrung zum sublimsten Bild des mittelalterlichen Weltgebäudes. An der Scheide zweier Zeitalter vollzog er mit seiner neuen Glut die Einung von göttlicher Bindung und individueller Freiheit. Dantes Synthese lebt aber einzig im Gefüge des Christentums; sein Humanismus bleibt unerfüllt. Bei Petrarca wird die Antike souverän neben dem Christentum. Er entdeckte die alte Geschichte und die neue Persönlichkeit, er ging den Weg aus dem mittelalterlichen Bann in die humanistische Bildung. Boccaccio ist der unbefangene Entdecker der Sinnenwelt; er hob die ganze Fülle der irdischen Menschheit in den Bereich der Kunst. In der Morgenfrühe der Renaissance schuf er ihre grösste und zugleich heiterste Dichtung. Zum sechshundertsten Male jährte sich die Geburtszeit des Dekamerons: Boccaccio schloss es 1353 ab, die Anfänge liegen zwischen 1348 und 1350. Seine Farben waren dauerhaft, seine Geschichten ewiggültig, frisch wie am ersten Tag, jugendlich und unsterblich. Bald bejubelt, bald begeifert, überstand und überwand das unvergleichliche Werk die Jahrhunderte, dank der Vielfalt seiwerk die Jahrhundstile, seiner Haltungen Welt, die lebendig in der unvergänglichen Form der Kunst erhält. Unzählige haben dieses europäische Urbild aller erzählenden Didiers curo zuahmen oder ihm nachzueifernichtung nachkeiner vermochte seine Höhe und Breite aber der zu erreichen. Der Titel "Dekameron" erschliesst das Ge rüst des Werkes; er ist aus griechisch déka (zehn) und heméra (Tag) gebildet und bedeutet mithin "Zehntagewerk" in Analogie zum "Hexameron", das heisst dem Sechstagewerk des Ambrosius. Zur Gliederung seines weltlichen Novellenbuches benützt Boccaccio die alte heilige Zahl Zehn. Sie war durch das ptolemäisch-christliche Himmelssystem überliefert, von Bonaventura als numerus perfectissimus bezeichnet, und gehört zur Zahlensymbolik in Dantes Commedia. Dreifach dient sie ordnend dem Gefüge: 10 Tage zu je 10 Novellen, die von 10 Novellatoren gesprochen werden. Auch dieser Zahlenparallelismus ist überkommen. Und nicht zufällig vereint Boccaccio 7 Damen und 3 Herren zu der heiteren Brigata: jene Chiffren gehören gleichermassen zu den hergebrachten Symbolen, deren auch Dante sich bedient. Und besteht die Göttliche Komödie aus 100 Gesängen, so fasst Boccaccio seine Menschliche Komödie in den Rahmen der 100 Novellen, wie schon vor ihm die Cento novelle antiche. Aber die Architektonik hat bei Dante ihre Wurzeln im mittelalterlichen Weltbild und dient zu dessen Verherrlichung. Für Boc???cio ist sie dagegen ein willkommenes Mittel der Konstruktion und der schönen Ordnung, im Dienste seines säkularisierten Lebensgefühls und seines autonomen Kunstwillens. Dieses Bedürfnis nach formaler Ausgewogenheit und klarer Proportion kann überdies als Zeichen des Renaissance-Menschen erklärt wer den, dessen Blick und Sinn humanistisch-antik geschult sind. (Aus d. Nachwort) ISBN 326305810