Beschreibung:

158 Seiten ; 20 cm; fadengeh., farb. illustr. Orig.-Pappband.

Bemerkung:

Sehr gutes Exemplar. - Vorsatz mit Widmung an Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff und SIGNIERT von Christoph Held. - Aus der Bibliothek von Sibylle Lewitscharoff. - EA. - In Boston hatte ich das Glück, eine Vorlesung bei Professor Antonio Damasio zu hören, einem berühmten Neurologen, der mit leiser, fast geheimnisvoller Stimme sprach, was die angestrengte Aufmerksamkeit der Zuhörer erforderte. Er dozierte über die Anosognosie bei Demenz, das Nichterkennenkönnen der eigenen Krankheit. Der Professor berichtete von einem Philosophen, dessen intellektuelle Brillanz seinen geistigen Zerfall nicht nur vor den anderen Menschen, sondern auch vor sich selbst verborgen hatte. "Wer bin ich?", fragte dieser Patient, aber das war nun, im Gegensatz zu früher, keine philosophische Frage mehr. Die Krankheit war so weit fortgeschritten, dass er seine eigene Person nicht mehr erinnern konnte, und es half ihm nicht, wenn seine Studenten sagten: "Sie sind doch der und der, Sie haben doch das und das erforscht und Sie haben doch den und den Preis gewonnen." Beeindruckt von dieser Vorlesung begann ich, Angehörige nach Anzeichen von Anosognosie bei den Patienten zu befragen, denn die Betroffenen, wie es Professor Damasio gelehrt hatte, konnten mir nicht mehr mitteilen, wie sie sich verändert hatten. Bei ehemaligen Arbeitskollegen oder Chefs erkundigte ich mich nach dem Verhalten der Betroffenen, lange vor Ausbruch der Krankheit. Bei Kioskverkäuferinnen, Ladenbesitzern oder Kellnern fragte ich nach veränderten Gewohnheiten, zum Beispiel in Restaurants, in denen die Betroffenen regelmäßig gespeist hatten. Viele hatten sich oft gewundert über Veränderungen, aber sie hatten, wie die Betroffenen selbst, nichts geahnt. Das Manuskript wurde größer und größer und um-fasste schließlich einen Zeitraum von mehr als drei Jahrzehnten, während denen ich in den Pflegeheimen arbeitete. Nun ist daraus ein Buch geworden. Die Angehörigen und Pflegenden werden erkennen, dass es sich bei diesen Aufzeichnungen nicht um Bewohner handelt, die wirklich so gelebt haben - und doch wäre ein Wiedererkennen möglich. Der Erzähler dieses Buches ist lediglich Chronist einer langjährigen Veränderung und Ahnungslosigkeit, die zu Leid und Not führten. Davon ist nichts erfunden. (Vorwort) // CHRISTOPH HELD, geboren 1951, war nach seinem Medizinstudium zunächst als Regie- und Dramaturgieassistent an verschiedenen Theatern tätig. Heute arbeitet er als Heimarzt und Gerontopsychiater in den Pflegezentren der Stadt Zürich. 2006 erhielt er den Schweizerischen Alzheimerpreis (gemeinsam mit Doris Ermini). ... (Verlagstext) ISBN 9783038200505