Beschreibung:

Manuskript: (1) Bl. (Titelblatt), (157) (1) Seiten, goldgeprägter Lederband der Zeit, dreiseitiger Goldschnitt, zeitgenössischer blindgeprägter Leder-Steckschuber in Buchform, 9 x 5,5 cm (Blattmaß).

Bemerkung:

Deutsche Gebetbuch-Handschrift aus dem Rokoko. Der Fließtext hauptsächlich in rehbrauner Tinte in etwas ungelenker Kurrentschrift; Titelblatt, Überschriften und Satzanfänge in gebrochener, mitunter von geübter Hand dezent kalligraphierter Schrift und durch rote Tinte hervorgehoben. Sämtliche Seiten mit einem einfach gezogenen Rahmen aus roter Tinte; bis auf einige wenige Vignetten in roter Tinte ohne weiteren Buchschmuck im Text. - Enthält u.a.: Marien-Anbetungen für alle Wochentage (Seiten [92]-[125]); Anrufungen (Versikel); ein vollkommenes Ablass-Verzeichnis (Seiten [151]-[153]); Nennung von Laienbruderschaften, für die es in Sonderheit zu beten gilt (u.a.: Rosenkranzbruderschaft [Dominikanerorden]; Skapulierbruderschaft [Karmeliterorden]; Herz-Jesu-Bruderschaft; Franz-Xaver-Bruderschaft; Gürtelbruderschaft [Franziskanerorden]); viele persönliche Andachten ohne liturgische Provenienz. - Einband: Die Deckel kassettiert durch ein dreifaches Karree aus goldgeprägten Streicheisenlinien, gerahmt von einer dekorativen Bordüre von Ähren und gespalteten Blumenknospen; in den Ecken vier ausladende goldgeprägte Rosen, außerdem zwei goldgeprägte Vasen (Stempel); das Mittelornament besteht aus vier Rosen in Goldprägung (Vierpass). Unterhalb des Vierpasses auf dem Vorderdeckel die goldgeprägte Jahreszahl "1742". Der Rücken in reicher dekorativer Goldprägung (Querfileten, Blumenornamentik). Der lederbezogene Steckschuber mit einfachen blindgeprägten Streicheisenlinien; der Hals innen und außen mit Kattunpapier belegt (einfarbiger Druck mit zweifarbigem Kolorit [imitiertes Marmorpapier]). - Datierung: Die Datierung folgt der geprägten Jahreszahl auf dem Vorderdeckel sowie der identischen Jahreszahl (1742) auf dem Titelblatt. - Provenienz 1.: P[ater] Romanus capuc[cinus] (handschriftlicher Namenszug in gebrochener Schrift auf dem Titelblatt); der Kapuzinermönch mutmaßlich als (Vor-)Schreiber des Titelblatts, der Überschriften und Satzanfänge (klosterwerkstättliche Auftragsarbeit?). Eine Zugehörigkeit des Mönchs zum Kapuzinerkloster in Staufen (Schließung 1834) durch uns nicht nachweisbar. - Provenienz 2.: Maria Anna Hugardin (handschriftlicher Namenszug in lateinischer Schrift auf dem letzten Blatt recte mit dem etwas jüngeren Zusatz in Kurrentschrift "in Staufen in Breysgau" [sic!]). Maria Anna Hugardin, mit eigenhändig ergänzten respektive ausgefüllten privaten gottesfürchtigen Andachten etc., somit mutmaßlich Schreiber gleichsam Besitzer des Gebetbuches. Auf dem letzten Blatt verso zusätzlich der (oberflächlich getilgte) handschriftliche Namenszug in Kurrentschrift "Katharina Hugard". Genaue Lebensdaten zu den Schwestern (?) durch uns nicht ermittelt; bekannt ist, dass "Katharina und Anna Maria Hugard von Staufen zu Anschaffung eines Rauchfasses in die dortige Kirche 25 fl. [d.s.: Florentiner Gulden] [stifteten]" [sic!] ("Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungsblatt", 1840, 38. Jahrgang, Nrn. I-XLI, Seite 165). - Provenienz 3.: [N.N.], Graz den 25. Sept[ember] 1781 (von jüngerer Hand 19 Zeilen Gebete in Kurrentschrift und schwarzer Tinte im hinterer Vorsatz; ohne Signatur). - Provenienz 4.: Maria Victoria Scheifle (unleserlich: "im Breisgau"?) (Namenszug von jüngerer Hand in lateinischer Schrift; nicht identifiziert). - Beiliegend 1.: Anrührzettel (Gnadenbild; Kupferstich auf Textil [Seide?], 6 x 4 cm). Gezeigt ist ein Marienbild mit Jesuskind, beide gekrönt; unterhalb der Darstellung ein Spruchband "S.M. Einsidlensis". In Einsiedeln, Schweiz, befindet sich das Kloster Einsiedeln, eine traditionsreiche Benediktinerabtei, die zugleich der größte Wallfahrtsort in der Schweiz ist. - Beiliegend 2.: "Gutt Meinung Nor der Arbeit" (1 Doppelblatt; einfach gefalzt; 6,5 x 4,5 cm). Vierseitig in Rot und Schwarz und in gebrochener Schrift verfasstes "Ora et labora"-Credo von der Hand des Kapuzinermönchs Pater Romanus. - Beiliegend 3.: Putto mit Spruchband (ausgeschnittener Kupferstich; 5,5 x 3,5 cm). Die Verkündigung des etwas einfältig dreinschauenden Puttos auf dem Spruchband beschnitten; zu lesen ist: "über dieselben". - Einband an wenigen Stellen minimal berieben; Vergoldung teilweise vergangen; eine winzige Minierspur auf dem Rückdeckel; vorderes fliegendes Vorsatzblatt fehlend; sonst sauberes, wohlerhaltenes Exemplar.