Beschreibung:

212 Seiten; sehr zahlr., auch farb. Illustrationen; 30,5 cm. Fadengeh. Originalleinenband; mit Monogramm illustr.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; Seiten minimalst nachgedunkelt. - Mit humoristischer Beilage. - Illustrierte Vorsätze. - Nachwort von Margarete Köhler-Zille. - Ich habe miterlebt, wie dieser Bildband Gestalt annahm. Vor Jahren schon war die Idee entstanden, zum hundertsten Geburtstag meines Vaters ein Werk zu schaffen, in dem hauptsächlich unbekanntere Arbeiten enthalten sein sollten. So begann der Herausgeber Stück für Stück zusammenzutragen. Ich habe aus persön-lichem Besitz einiges beisteuern können. Als alles Erreichbare vorlag, galt es, eine Auswahl zu treffen. Diese Arbeit war wohl die schwerste. Soweit Originale zur Verfügung standen, sind diese als Vorlagen für das Werk verwendet worden. Vielfach jedoch mußte auf alte Drucke zurückgegriffen werden. Sollten sich bisweilen wegen des damals nicht so entwickelten Farbdruckes farbliche Abweichungen vom Original ergeben haben, muß das in Kauf genommen werden. Dafür ist in diesen Fällen der ursprüngliche, dokumentarische Zeitschriften-Charakter gewahrt geblieben. Nun liegt der Bildband vor uns. Mein Vater hätte sicher seine Freude daran gehabt. Und die wollten wir ihm ja auch bereiten - zu seinem hundertsten Geburtstag. - Margarete Köhler-Zille. // Heinrich Rudolf Zille (* 10. Januar 1858 in Radeburg bei Dresden; ? 9. August 1929 in Berlin) war ein deutscher Grafiker, Maler und Fotograf. In seiner Kunst bevorzugte der Pinselheinrich genannte Zille Themen aus dem Berliner Volksleben, das er ebenso lokalpatriotisch wie sozialkritisch darstellte. ... Um die Wende zum 20. Jahrhundert begann Heinrich Zille immer bewusster, Szenen aus der proletarischen Unterschicht für sich als Sujet zu entdecken. Zille fand sein "Milljöh" in den Hinterhöfen der Mietskasernen, Seitengassen und Kaschemmen der Arbeiterviertel. 1907 wurde Zille deswegen von der Photographischen Gesellschaft entlassen. Den Fünfzigjährigen traf dies hart: Er war verbittert, empört und zutiefst bestürzt. Freunde Zilles, die Künstler waren, insbesondere Paul Klimsch, aber auch Max Liebermann, sahen seine Entlassung gelassen bis optimistisch, glaubten sie doch an das künstlerische Potential Zilles. Es sollte eine Zeit dauern, bis Zille begriff, dass er sich hier an der Schwelle zu einem völlig neuen Lebensabschnitt befand: weg vom jahrzehntelangen Werkstattleben hin zum wahren Leben draußen vor der Haustür. Er erinnerte sich an die Worte seines ehemaligen Professors: "Gehen Sie lieber auf die Straße hinaus?". Heinrich Zille begann erst nach seiner Entlassung als freier Künstler zu arbeiten und fand nun den für ihn so typischen Duktus, der, mit seinen berlinerischen Texten, Kurzgeschichten und Bonmots versehen, seine Zeichnungen so originell machte. Mittlerweile war der "Pinselheinrich", wie er liebevoll genannt wurde, in Berlin kein Unbekannter mehr und genoss bereits einen gewissen Ruhm als virtuoser Porträtzeichner. Zilles Arbeiten stießen mit ihrer spöttischen Sozialkritik an der Wilhelminischen Zeit nicht immer auf Gegenliebe. Hinter seinen teilweise bitterbösen Zeichnungen versteckten sich Tragik und Abgrund: "Wenn ick will, kann ick Blut in den Schnee spucken ?", rühmt sich ein schwindsüchtiges Mädchen gegenüber anderen Kindern. Eine Ausstellung wurde von einem Offizier erbost mit dem klassischen Satz: "Der Kerl nimmt einem ja die janze Lebensfreude!" kommentiert. Um die Jahrhundertwende konnte Heinrich Zille erste Zeichnungen ausstellen und in Zeitschriften wie Simplicissimus, Jugend - Münchener Illustrierte Wochenschrift für Kunst & Leben und Die Lustigen Blätter veröffentlichen. Bald wurde man in den Berliner Künstlerkreisen auf "den Neuen" aufmerksam. Der Kunstkritiker Hans Rosenhagen schätzte Zille als "Neue Erscheinung, die mit einer Reihe von ebenso realistisch wirksamen wie humorvollen farbigen Zeichnungen ?aus dem dunklen Berlin' und einem höchst drastischen ?Frühlingswunder' angenehm auffällt." ? (wiki)