Beschreibung:

S. 197 - 233 sowie einige Illustr. (s/w) auf Tafelseiten; 26 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; Einband geringfügig nachgedunkelt. - Deutsch. - "Dieser Aufsatz ist Leon Gilissen gewidmet ..." (197) // Frank Olaf Büttner (* 1942), deutscher Kunsthistoriker und Hochschullehrer (wiki-Eintrag) // ? Allgemein gehörte eine aufwendige, den Schriftspiegel einfassende Randzier zu den Mitteln, die den Beginn eines Texts oder einen Textabschnitt auszeichnen. Neben Haupt- und Initialminiatur erfüllt dann also auch die Randzier jene formale Aufgabe, die Darbietung von Text in einer Handschrift zu gliedern. Die Buchmalerei der Randzier, der Bordüre, wenn sie sich zu einer Gestalt von streifenhaftem Umriß festigt, wird formal von anderen Gegebenheiten bestimmt als die Voll- oder die Initialminiatur. Befinden sich der geradlinig begrenzte Teil einer Vollminiatur und die Initialminiatur allgemein innerhalb des Schriftspiegels, so tritt die Bordüre zum Schriftspiegel hinzu, um zusammen mit ihm die Seite im jeweils größten in einer Handschrift vorkommenden Ausmaß zu füllen. Der Schriftspiegel, beziehungsweise eine Kolumne als Teil von ihm, bestimmte die Abmessungen der selbständigen Miniaturen. Die Buchstabengestalt bestimmte die ihr als Initialminiatur eingepaßte Darstellung. Für die Gestalt der Bordüre waren indessen die Proportionsverhältnisse des einzelnen Kodex ausschlaggebend : das Verhältnis zwischen Schriftspiegel und Format der Blattseite. Ihrer Gestalt nach hing diese Art der Buchmalerei also von den Gegebenheiten der gesamten Seite ab. Sie erscheint nicht nur auf dem Blattrand, sie nimmt, mehr oder weniger weitgehend, auch Proportionen und Gestalt der Randzone als ihre Bildgestalt an. Einige Bildinhalte von Randdarstellungen will ich hier untersuchen, solche, die ihre Formulierung den Bedingungen der Randzier verdanken und die auch ikonographisches Eigengut von Randdarstellung bleiben : Beispiele eines dieser Anwendungsart von Buchmalerei spezifischen ikonographischen Gattungsstils. Einmal wird es um Darstellungen gehen, in denen es als Thema oder als nachdrücklich behandeltes Motiv auftritt, daß Elemente zierhaften Charakters zum Gegenstand dargestellter Handlung werden, daß gezeigt wird, wie sie einer auf Veränderung zielenden Handlung ausgesetzt sind oder daß die Vielfalt ihrer Zierwirkung als das Resultat der dargestellten Handlung erscheint. Dies sind Beispiele einer Randikonographie, welche die Zier ihrem Gegenstandscharakter nach als in transitorischem Zustand befindlich präsentiert oder sie nachvollziehbar als geworden charakterisiert: Randzier unter den Zügen dramatisierter Selbstdarbietung. Zum anderen sollen Randdarstellungen betrachtet werden, die den christlichen Bildinhalten der Voll- und Initialminiatur thematisch eine Begleitikonographie geben, insbesondere solche, die sich dabei nicht eines Bildinhalts traditioneller christlicher Ikonographie bedienen. Die Beispiele stammen, von wenigen Rückblicken auf ältere Werke abgesehen, aus der französischen und flämischen Buchmalerei des späten Mittelalters, und bei diesen handelt es sich durchweg um die Randzier in Stundengebetbüchern. ? (197 / 198)