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Beschreibung:
796; 696; 809; 732 S. mit Abb., Originalleinen in Pappschuber
Bemerkung:
VIER Bände sauber erhalten. . - Statt eines Vorworts / An einem Winterabend des Jahres 1950 wurde ich in Bautzen über den Gefängnishof geführt, und da hörte ich ein eigenartiges Summen. Der Polizist sagte: «Das sind Ihre Kameraden in den Zellen, die erzählen sich was.» Ich begriff in diesem Augenblick, daß aus dem Gefängnis nun schon seit Jahren ein babylonischer Chorus ausgesendet wurde, ohne daß ihn jemand wahrgenommen oder gar entschlüsselt hätte, und es wurde mir bewußt, daß ich der einzige Zuhörer war: ein kleiner Häftling und zwar für knappe zwei Minuten. Jahre später, als ich in Göttingen studierte, sah ich einen Haufen Fotos und Briefe auf der Straße liegen, die Menschen traten darauf: es war die letzte Hinterlassenschaft eines gefallenen Soldaten, Fotos aus Rußland und Briefe an seine Braut. Das gab mir einen Stich, und ich sammelte die Sachen ein. Wir sollten den Alten nicht den Mund zuhalten, wenn sie uns etwas erzählen wollen, und wir dürfen ihre Tagebücher nicht in den Sperrmüll geben, denn sie sind an uns gerichtet - die Erfahrungen ganzer Generationen zu vernichten, diese Verschwendung können wir uns nicht leisten. Wir müssen uns bücken und aufheben, was nicht vergessen werden darf: Es ist unsere Geschichte, die da verhandelt wird. Die Stimmen der Häftlinge in Bautzen können wir nicht zurückholen, sie sind verweht, und die Toten behalten ihre letzte Erfahrung für sich, aber ihre überall deponierten Mitteilungen können wir aufnehmen und entschlüsseln, darauf dürfen wir nicht verzichten. Seit langem bin ich wie besessen von der Aufgabe zu retten, was zu retten ist, ich habe nie etwas liegenlassen können, ich habe aufgesammelt, was zu bekommen war, und ich habe alles gesichtet und geordnet. Den Guten, die auch immer ein wenig böse sind, und den Bösen, die auch von einer Mutter geboren wurden, habe ich zugehört, und ich habe ihre Texte zu einem Dialog formiert. Diese Arbeit rief in mir die unterschiedlichsten Gefühle wach: Verständnis und Verachtung, Ekel und Trauer. Zum Schluß, als ich den großen Chor beisammen hatte und das Ganze auf mich wirken ließ, stand ich plötzlich unter ihnen, und es überwog das, was wir mit dem Wort «Liebe» nur unzulänglich bezeichnen können. Wie sollte es denn auch anders sein? DAS ECHOLOT gehört jenen, die geduldig den Stimmen lauschen, die in der Stratosphäre stehen. Das Zuhören kann es möglich machen, daß wir endlich ins reine kommen miteinander. Wer eine Formel für den Krebsgang der Menschheit sucht - mit dem Echolot holt er sie aus der Tiefe. Die alten Geschichten ergeben - zusammengerüttelt - das Zauberwort, mit dem wir unsere Epoche bezeichnen und versiegeln könnten. - Editorische Notiz / Die Texte, die ich für DAS ECHOLOT auswählte, wurden in den meisten Fällen nicht gekürzt. Allerdings waren Streichungen aus Gründen des Umfangs nicht zu vermeiden. Auslassungen am Anfang oder am Ende eines in sich geschlossenen Textes habe ich in der Regel nicht angezeigt. Hingegen habe ich Streichungen innerhalb eines Textes durch [...] kenntlich gemacht. Eigentümlichkeiten oder Unbeholfenheiten in Stil, Orthographie und Zeichensetzung wurden beibehalten, um die Authentizität der Dokumente zu wahren. Hingegen wurden offensichtliche Verschreibungen korrigiert. Es war nicht immer möglich, die Texte exakt einem Tag zuzuordnen. Waren Entstehungsdatum oder -ort nicht genau zu bestimmen, dann wurde der Ort in der Kopfzeile in runde Klammern gesetzt. Eckige Klammern stehen für Ergänzungen oder Erläuterungen, die ich an manchen Stellen für nötig hielt. Die Abbildungen stammen, falls in den Bildunterschriften kein anderer Zeitraum ausgewiesen ist, fast ausschließlich aus dem Jahr 1943. In vielen Fällen war es trotz aufwendiger Recherchen nicht möglich, die Lebensdaten von Autoren zu ermitteln. Bei Herausgebern von Dokumenten oder Quellen wurde auf die Daten gänzlich verzichtet. Verschiedentlich wollten die Autoren nicht namentlich genannt werden. In solchen Fällen wurden die Namen entweder durch Initialen wiedergegeben oder pseudonymisiert. Entsprechend wurde verfahren, wenn die Rechteinhaber nicht identifiziert werden konnten. ISBN 3813520994