Beschreibung:

Zigeunerkarten. 65, teils farbig illustr. Karten in 32 Motiven + Deckkarte o. Num. - Orig.-Karton (24 x 18,5 x 3,5 cm) mit Karten und einem illustr. Beibuch (deutsch/englisch), Obrosch., 140 S., mit Erklärungen zu den Karten, einem Motiv-Vergleich Wahrsagekarten: Piatnik (ca. 1860-1960)/Kubin (ca. 1930-1947) sowie Texten von Fritz Koreny, Detlef Hoffmann und Ernst Rudol Ragg - Reihe: Sonderausgabe innerhalb der Reihe: Historische Kartenspiele und Spielregeln in Faksimileausgaben.

Bemerkung:

Alfred Kubin*: Graphiker u. Maler, *10.4.1877 zu Leitmeritz (Nordböhmen) als Sohn eines ehem. österr. Offiziers, der später als Geometer nach Salzburg, dann nach Zell am See versetzt wurde, so daß, wie. sich K. selbst in einem Brief ausdrückt, "die Luft der Alpen die Welt seiner Kindheit" wurde. Die eigentümlichen Umstände, die K. früh zu einer melancholischverängstigten Empfindung trieben, hatten ihren Mittelpunkt in einem schweren langjährigen Siechtum der Mutter u. deren frühem Tode; sie starb, als K. 10 Jahre zählte. Die Situation wurde nach dem Tode der Mutter noch heilloser, da zwischen dem Vater und dem Sohn feindselige Spannung bestand, die sich erst nach vielen Jahren lösen sollte. K. wurde Schüler einer Lateinschule, kam jedoch nicht vorwärts u. wurde in eine Kunstgewerbeschule, später nach Klagenfurt zu einem Verwandten geschickt, der dort Photograph war. Er machte bei dem Onkel, der sich seiner nicht viel annahm, eine Lehre durch, deren Ziel die Kunst der Landschaftsphotographie war. Die geringe Systematik dieser Ausbildung hatte die Folge, daß sich K. auf sich selbst angewiesen sah. Der Heranwachsende führte ein seltsames Dasein zwischen ernster Lektüre u. provinziellen lebemännischen Allüren. Den stärksten, noch heute nachlebenden Eindruck der Klagenfurter Zeit bedeutete die Bekanntschaft mit Schopenhauer. Die schlimme Wirrnis dieser Jugend - die nach dem eigenen Eingeständnis K.s die Grundlegung seines großen graphischen Lebenswerkes geworden ist - schien alsbald ein katastrophales Ende finden zu sollen: K. machte am Grab seiner Mutter einen Selbstmordversuch; es war nur ein Zufall, der ihn dem Leben bewahrt hat. Nun versuchte K. sein Heil im entgegengesetzten Extrem: er wollte Soldat werden, um sich zu stärken. Mit 19 Jahren freiwillig eingerückt, erlitt er nach 3 Wochen einen furchtbaren Zusammenbruch; die Nervenkrise dauerte viele Monate. Einigermaßen genesen, stand er abermals - ein Mensch von 20 Jahren - vor der Berufsfrage. Er entschloß sich, Maler zu werden, u. reiste im Frühjahr 1898 nach München, wo er verschiedene Zeichenschulen und die Akad. besuchte [ff] (Quelle: Thieme, Becker, Vollmer. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. Seemann, 2008) - Neuwertig.