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unpaginiert, überwiegend Illustrationen, 2 Beilagen (Karten). Paperback.
Bemerkung:
Innenseite gelöst, sonst guter Zustand. -- Auf den ersten Blick scheint die Weit durchaus in Ordnung. Eine Wäscheklammer, eine Schere, ein Kartoffelschäler - Alltagsgeräte. Erst auf den zweiten (oder dritten) Blick meldet sich, in doppeltem Wortsinn, Unbehagen. Denn Niels Unbehagen hat in seine Mischtechnik-Zeichnungen Fallen eingebaut. War bei Magritte - neben de Chirico, Hogarth und M.C. Escher einem seiner Anreger -eine gemalte oder gezeichnete Pfeife keine Pfeife, sondern das Abbild einer Pfeife, so handelt es sich hier plötzlich nicht einmal mehr um das Abbild einer Wäscheklammer, eines "Franzosen", einer Schere. Die Dinge, auch frei entwickelte darunter, sind von ihm derart mit räumlichen Fehlinterpretationen versehen worden, daß sie bei genauer Betrachtung absurd werden und, mehr als das, irreal. Die Schere, bei der das Körpervolumen unversehens in den Grund übergeht, läßt sich kaum öffnen. Bei der Klammer ist, durch ein paar aufgesetzte Glanzlichter, Konkaves konvex geworden. In den Titeln scheint die Irrealität der anscheinend so vertrauten Gegenstände mitunter durch das Auslassen der Vokale angedeutet: "Das ist ein K rt ff Isch I r." -- Wird der Gegensatz zwischen Realität und Irrealität erst langsam sichtbar, so öffnet sich ein zweiter sofort: auf den Blättern finden sich nicht nur präzise gezeichnete, wenn auch irreale Gegenstände, sondern auch, als gleichsam dritte, surreale, Ebene, eher malerische Substanz, Undefinierbares mit realen Anklängen, fast Abstraktes wie Rauch, in dem sich Figürliches abzuzeichnen beginnt: automatistisch an die Oberfläche geholte Substanz aus dem Unterbewußtsein, in klassisch-surrealistischer Manier. -- Im Gesamtgefüge der Blätter bedeutet sie eine zusätzliche Irritation, ein Spiel mit der Realität wie in den antiken Würfeln, die dauernd "umschlagen", je nachdem welche Kante man als Vorderoder Rückseite betrachtet - ein Augenverwirrmuster, das Unbehagen schon als Kind fasziniert hat, wie er bekennt. -- Vereint, zusammengehalten werden die zwei oder sogar drei Ebenen aus Blei- und Buntstiftzeichnung, radierten Zeichenspuren und Aquarell durch einen - meist grauen - serigraphischen _asurüberdruck. Er dient zugleich dazu, alles weiter Aufgezählte zu einem kompakten Ganzen zu vereinen. Und Unbehagen zählt, wie sein Lehrer Knispel (dem das Blatt "Memorial" gewidmet ist), gern auf: Schematisiertes und Realistisches, geometrische Grundformeln und veristische Details aus Gesichtern. Einmal verwendet er auch das Bild-im-Bild-Prinzip; da findet sich im Bild einer Schere eine Schere, in der sich wiederum eine Schere findet, bis statt der nächsten Schere -wiederum im Verwechsel-das-Bäumchen-Spiel quer durch verschiedene Vorstellungsebenen hindurch - das kleingedruckte Wörtchen "usw." auftaucht, das dem Blatt dann auch den Titel gibt. Und um den Reigen der Irritationen komplett zu machen, erscheinen die imaginären Gegenstände wahrhaftig noch einmal als Holzobjekt, die Schere mit dem Ohr statt Griff), der Kartoffelschäler, der Büchsenöffner. -- Am Ende ist der Betrachter verwirrt. Es ist eben dieser Effekt, den Unbehagen erreichen will, und den er auf hintergründigere (man könnte auch sagen: heimtückischere) Weise erzielt als, beispielsweise, Escher. Man fühlt sich beruhigt und geborgen, bis einem, plötzlich, aufgeht, daß es selbst in der vertrautesten Umgebung keine Ruhe und keine Geborgenheit gibt. "Panta rhei" steht auf der Rückseite dieses Katalogs - alles fließt, Heraklit, und so fließt dann auf Unbehagens ebenso überlegen wie vertrackt gestalteten Blättern dem Betrachter die Wirklichkeit davon, in Bereiche, die zu entdecken seit jeher eine der Aufgaben der Kunst gewesen ist. (Einleitung)