Beschreibung:

XXVI, 506 S. Privatbindung.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - altersgemäß sehr guter Zustand - Dass die Verehrung der Gottheit mit den ältesten Zuständen des griechischen Volks auf das Engste verbunden war, geht sowohl aus der Natur der Sache als aus bestimmten Nachrichten hervor, welche sie bereits von den Pelasgern herleiten und auch ohne den Eigennamen, welchen spätere Sagen einen besonderen Antheil hieran beimessen, irgend ein Gewicht beizulegen, finden jene Nachrichten eine allgemeine Bestätigung darin, dass noch bis tief in die geschichtliche Zeit hinein der Cultus vorzugsweise mit solchen Erscheinungen des bürgerlichen Lebens zusammenhängt, die deutlich den patriarchalischen Charakter jener ältesten Periode tragen. Hat es auch die politische Entwickelung Griechenlands nie zu einer eigentlichen Priesterkaste kommen lassen, deren Mitglieder unter sich eine engere Gemeinschaft gebildet oder aufgehört hätten, integrirende Theile ihrer einzelnen Stämme und Gemeinden zu seyn, so dauert doch das erbliche Verhältniss einzelner angesehener Geschlechter zu bestimmten Culten, welche sie im Namen ihrer Gemeinde versehen, in vielen Gegenden fort (St. A. § 5, n. 16); Gemeinden, deren politischer Zusammenhang schon in vorgeschichtlicher Zeit aufgelöst sein soll, finden sich noch nach Jahrhunderten als religiöse Verbände wieder; und wenn wir sehen, wie auch nach dem Untergange jeder politischen Bedeutung des Königs- oder Häuptlingstitels in den griechischen Republiken diesem gleichwohl fortwährend gottesdienstliche Verrichtungen anhaften (St. A. §. 5, n. 13), so können wir nicht zweifeln, dass die Verknüpfung des religiösen und bürgerlichen Elements im früheren Volksleben dieselbe gewesen seyn müsse, wie sie später noch die häuslichen und geschlechtlichen Kreise durchdringtIn welchem innigen Verkehr man sich überhaupt die ältesten Menschen mit der Gottheit dachte, zeigt die alte Sage von dem goldenen Weltalter, der wir unbedenklich den Sinn beilegen dürfen, dass die unmittelbare Verehrung der umgebenden Natur und ihrer Kräfte, die auch anderweit als früheste Gestalt der griechischen Religion bezeugt ist, alle Aeusserungen des täglichen und geselligen Lebens mit dem Bewusstseyn göttlicher Nähe erfüllte; und je wesentlicher dieses ganze älteste Volksleben auf dem Boden der Sitte wurzelte, in desto engere Wechselwirkung musste auch der Cultus mit dieser treten, und, während er ihr ihre- Heiligkeit und die Voraussetzung ihres höheren Ursprungs mittheilte, von ihr selbst die Stätigkeit und Selbstverstandenheit seiner Formen empfangen, die ihm auch unter ganz veränderten Umständen stets eigen blieb. Denn für den Standpunct der Sitte ist alles verboten, was sie nicht ausdrücklich erlaubt;