Beschreibung:

84 S. Originalbroschur.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - stark bestoßen und berieben, Randläsuren, Buchrücken sehr stark beschädigt, bestoßen, löst sich auf, oberer Teil des Buchrückens fehlt, Buch weist Stockflecken auf, handschriftliche Anmerkungen auf Vorsatz, Seiten angegilbt, Buchblock löst sich langsam von Buchrücken. - EINLEITUNG. Seit A. Boeckh die Fragmente derjenigen Bücher, welche unter des Philolaus Namen im spätem Alterthume umliefen, gesammelt, gegen frühere Zweifel vertheidigt und eingehend erläutert hat, pflegen dieselben im Unterschiede von den allermeisten andern Resten pythagorischer Schriftstellerei als echte Ueberhleibsel eines von einem alten Pythagoreer verfassten Werkes gehalten zu werden, worin die bis dahin nur im Kreise der Schule selbst bekannten Lehren jener ehrwürdigen, in Grossgriechenland einst blühenden Philosophie veröffentlicht worden seien. Noch immer, wie diess Boeckh bei der Herausgabe seines Buches über Philolaus ausgedrückt hat, gelten diese Fragmente ?als ein lichter Punkt in dem labyrinthischen Gewirre der Ueberlieferungen über die Py- thagorischc Weisheit und Pythagorischc Gesellschaft, welche grossentheils durch späte und urtheilslose Schriftsteller und Zusammenträger wie in heiliges Dunkel gehüllt zu uns herübergekommen sind?. Und zwar verschonte die Athetese, welche sowohl die goldenen Sprüche und andere angebliche Producte des. Stifters der Schule, als auch die Fragmente des sogenannten Archytas, das Buch des sogenannten Ocellus von Lucanien, das des vermeintlichen Timaeus von Lokri über die Weltseele und soviel andere Ueberbleibsel neupythagoreischer Betrügereien getroffen hat, die dem Philolaus zugeschriebenen Fragmente um so mehr, als ihnen eine Tradition zur Seite steht, wonach dieser von Plato erwähnte Philosoph nicht nur ein Pythagoreer gewesen, sondern auch die Lehren seiner Secte zuerst schriftstellerisch dargelegt 3 haben soll:ein Umstand, dessen Wichtigkeit Boeckh gleich zu Anfang seiner Schrift nachdrücklich hervorhebt, um damit den Glauben an die Echtheit der von ihm so hoch geschätzten Reste zu verstärken. Aber auch sie selbst, die Fragmente, tragen nach Boeckh den Stempel der Echtheit in dem Maasse, dass er sich überzeugt hält, es sei ?kein triftiger Grund vorhanden, auch nur ein einziges der erhaltenen Stücke für falsch oder verdächtig zu erklären?. Gegen diesen letzteren Satz hat sich freilich E. Zeller erhoben, indem er eines der beim Stobaeus aufbewahrten Bruchstücke, allerdings eines der grössten und der für am wichtigsten gehaltenen verwirft, weil ihm darin doch gar zu viele Spuren spätem Ursprungs entgegentraten; aber diess hindert Zeller nicht, die Fragmente ?ihrer Mehrzahl nach? als authentisch anzuerkennen, obgleich Boeckh in seinem Buche den Kanon aufgestellt hatte, dass alles unter Philolaus Namen Vorhandene zusammen entweder als echt angenommen oder als unecht zu verwerfen sei, mit welchem Kanon es denn auch sicherlich seine Richtigkeit hat, wenn, wie Boeckh mit höchster Wahrscheinlichkeit dar- thut, es nur ein philolaisches echtes oder unechtes Werk gab. Zeller sucht sich freilich damit zu helfen, dass er erklärt, das zu verwerfende Stück sei entweder aus einer besondern, dem Philolaus untergeschobenen spätem Schrift entnommen oder durch Unterschiebung in die echte Schrift hineingekommen, aber ich werde Gelegenheit haben, die Unstatthaftigkeit dieser Annahme zu zeigen und darzuthun, dass genügender Grund vorhanden ist, an der Identität des Verfassers des von Zeller verworfenen Fragmentes mit dem Verfasser der übrigen Stücke festzuhalten. Tritt somit Boeckhs Kanon wieder in seine Rechte, so wird wenigstens eine neue Untersuchung dieser Reste des angeblich philolaischen Werkes auch gerechtfertigt sein. Dazu kommt, dass in den anderthalb Menschenaltern, seit Boeckhs Monographie erschien, die Genauigkeit unserer Kenntnisse in der griechischen Philosophie erheblich gewachsen ist. Haben wir aber den Entwicklungsgang des griechischen Geistes gründlicher kennen, den Eintritt der verschiedenen Phasen der hellenischen Speculation schärfer bestimmen gelernt, so wird es hoffentlich nicht überflüssig oder anmasslich erscheinen, wenn eine Revision des von Boeckli damals Aufgestellten neuerdings unternommen wird. Und gesetzt auch den Fall, dass diese Revision ein für Boeckhs Meinung ungünstiges Resultat liefern würde, so ist damit das Verdienst seiner Leistung keineswegs geschmälert. Jedermann, welcher die Litteratur der Geschichte der alten Philosophie kennt, weiss, in wie hohem Maasse grade Boeckhs Philolaos anregend und lichtbringend in ihr gewirkt hat, so dass man sich um so weniger wird scheuen dürfen, im Dienste der Wahrhaftigkeit nunmehr einen andern Weg einzuschlagen, den doch Boeckhs eigene Arbeit hat bereiten helfen (Auszug).