Beschreibung:

88 S. Originalbroschur.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Leicht gebräunte Seitenränder. Ansonsten altersbedingt im sehr guten Zustand. - Inhalt: Wie fruchtbar sich die Einsichten und Methoden der heutigen Literaturwissenschaft auf die Differenzierung unserer Vorstellungen von den lyrischen Formen überhaupt und insbesondere der charakteristischen Vielfalt in der Lyrik Goethes auswirken, könnte nicht eindrucksvoller demonstriert werden als in der ungewöhnlich anregenden Arbeit von W. Preisendanz, mit der die Freunde der Universität die neue Reihe der ?Heidelberger Forschungen? einleiten. Ihrer eigentlichen Absicht nach richtet sich die Studie auf die bisher meist nur undeutlich gesehenen Beziehungen zwischen gewissen geistig-seelischen Haltungen des alten Goethe und jenen ?Sprechformen?, die sich in den epigrammatischen und sprichwörtlichen Gedichten seit etwa 1810 spiegeln. In einer umfassenden methodologischen und historischen Voruntersuchung prüft der Verfasser die Struktur der Spruchdichtung, wie sie im Barock und der vorklassischen Dichtung erscheint. Er betont, daß unter dem Aspekt der üblichen, von der Erlebnisintensität ausgehenden Vorstellung vom ?eigentlichen? lyrischen Schaffen die epigrammatische Form mit ihrer scheinbar nur dekorativ formulierenden Aussageweise und ihrer grundsätzlichen Motivierung vom Inhaltlichen her zu einer untergeordneten und nicht ganz vollwertigen Dichtart absinken mußte. Das wesentlich Neue an der vorliegenden Arbeit liegt aber in der eingehenden Darstellung der Spruchform des alten Goethe. Auch hier geht Preisendanz mit Recht über die rein inhaltliche, von den Sachbezügen her bestimmte Definition des Spruches hinaus; er weist, im Gegensatz zu Gundolf und Kommerell, sehr überzeugend auf die ausdrückliche dichterische Absicht Goethes hin, die in nachweislichen krisenhaften Umständen, zu Zeiten des tiefen Unmuts und Verdrusses, ordnende und distanzierende sprichwörtliche Formen sucht. Man wird dieser ungewöhnlich klugen und perspektivenreichen Arbeit nicht zuletzt deshalb viele Leser wünschen, weil sie ? gelegentlich mit eigenwilliger, aber um so frischerer Terminologie ? durch exakte kritische Disziplin und mit Verständnis für historische Voraussetzungen zu menschlich-geistigen Haltungen hinführt, über die die Äußerungsform des Gedichtes eine einzigartig zuverlässige Auskunft gibt.