Beschreibung:

S. 65-87. Sonderdruck, klammergeheftet in Papiereinband.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Mit Widmung des Autors. - Einband leicht bestoßen, durchgehende Klammerflecken außerhalb des Satzspiegels, sonst sauber. - Aus dem Text: Werner Jaeger hat in seinem Hauptwerk bekanntlich die ganze griechische Geisteswelt unter den Gesichtspunkt der ?Paideia? gestellt, der Auffassung, daß das künstlerische Gestalten ebenso wie das philosophische Denken und wissenschaftliche Forschen für die Griechen nicht selbst einen letzten Zweck darstellte, sondern der erzieherischen Aufgabe der Formung eines bestimmten Menschentypus diente; und zwar nicht nur unwillkürlich, sondern mit bewußter Absicht: ?Die Auffassung des Dichters als Erzieher seines Volkes im weitesten und tiefsten Sinne des Wortes ist den Griechen von Anfang an geläufig gewesen und hat stets ihre Bedeutung für sie bewahrt?. Dieser These hat Bruno Snell radikal widersprochen, indem er die Behauptung aufstellte, erst Aristophanes sei der Urheber der moralischen Wertung der Poesie, der Auffassung, wonach es Aufgabe des Dichters sei, die Menschen zu bessern. Wenn Aristophanes in den ?Fröschen? Aischylos und Euripides mit diesem Maßstab messe, so übertrage er damit, meint Snell, auf die Dichtung einen Anspruch, den zuerst die Sophisten erhoben hatten : durch ihre Wirksamkeit die Menschen besser zu machen; und zwar hätten sie dabei zunächst nicht den moralischen Wert, sondern die praktische Tüchtigkeit im Auge gehabt, erst Aristophanes habe dem Gedanken die moralische Wendung gegeben. Snells Behauptung, diese bis in die Neuzeit vorherrschende und schon von Platon als die allgemeine vorausgesetzte moralische Auffassung der Poesie habe Aristophanes ?erfunden?, hat etwas Überraschendes. Er hat seine These wohl nicht ohne Beziehung auf den Jaegerschen Standpunkt so zugespitzt formuliert; er hat ja auch die ?Paideia? einer scharfen Kritik unterzogen. - Wikipedia: Walther Kraus (* 29. Dezember 1902 in Wien, Österreich-Ungarn; ? 5. November 1997 ebenda) war ein österreichischer Klassischer Philologe.