Beschreibung:

450 S. Originalbroschüre.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Leicht beschmutzte Buchschnittunterseite sowie eine leichte Läsur am unteren Einbandrücken. Ansonsten in einem sehr guten Zustand. - Inhalt: Dies ist eine Abhandlung über den Determinismus, bei der besonderes Gewicht auf den kausalen Determinismus, kurz die Kausalität gelegt wurde. Für manche sind Verursachung und Determination und dementsprechend, Kausalität und Determinismus-Synonyme. Für die meisten bedeutet jedoch Determinismus eine spezielle, extreme Form der Kausalität, nicht zuletzt eine besonders abstoßende, weil man fälschlicherweise unterstellt, sie leugne die Möglichkeit des Menschen, den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Ich schließe mich der kleinen Gruppe an, die den kausalen Determinismus als eine spezielle Ausprägung eines allgemeinen Determinismus ansieht, nämlich der Art von Theorie, welche zwar die uneingeschränkte Gültigkeit des Kausalprinzips bejaht, dabei aber keineswegs andere Formen der Determination ausschließt. Daß man Kausalität als eine Form des Determinismus ansieht und nicht umgekehrt, ergibt sich aus dem Umstand, daß moderne Wissenschaft mancherlei nichtkausale Determinationskategorien oder Arten gesetzmäßigen Hervorbringens benutzt, seien diese statistischer, struktureller oder dialektischer Natur, auch wenn die entsprechenden Aussagen oft in eine I kausale Sprechweise gekleidet sind. In diesem Buch wird das Kausalprinzip weder zur Gänze akzep- ­ tiert noch verworfen. Mein Ziel war es, die Bedeutung des Gesetzes der Verursachung zu analysieren und die extremen Behauptungen kritisch zu prüfen, wonach es entweder ohne jede Einschränkung zutrifft (Kausalismus), oder einen überholten Fetisch darstellt (Akausalismus). Ich habe das in der Weise versucht, daß ich untersuchte, wie das Kausalprinzip in den verschiedenen Zweigen moderner Wis- I senschaft funktioniert. Ich hoffe, ich habe dabei ein zu starkes Eingehen auf technische Einzelheiten, sieht man von ein paar einzelnen Passagen ab, vermieden, richtet sich doch dieses Buch an einen breiten Kreis wissenschaftlich und philosophisch interessierter Leser. Das Hauptergebnis der oben erwähnten Analyse ist, daß das Kausalprinzip weder ein Stein der Weisen noch ein Aberglaube ist, daß das Gesetz der Verursachung eine in der Wissenschaft benutzte Hypothese bildet und sich auf bestimmten Gebieten einer approximativen Geltung erfreut, wobei es oft mit anderen Formen der Determination konkurriert. Ein Nebenprodukt dieser Analyse ist eine erneute Diskussion verschiedener metawissenschaftlicher Themen, wie dem von dem Status mathematischer Objekte bis zu dem von der Natur und der Funktionsweise wissenschaftlicher Gesetze, Erklärungen und Voraussagen. Hierbei wurde der Stoff eher auf systematische Weise als in historischer Form abgehandelt. Angesichts des Umstandes, daß vermutlich alle Vorstellungen über das Problem, die je gedacht worden sind, auch heute noch bestehen, und im Glauben, daß ein genuines Interesse an Ideen immer auch dazu führt, ihrer geschichtlichen Entwicklung nachzugehen, habe ich gewöhnlich die wichtigsten historischen Wurzeln der behandelten Vorstellungen erwähnt; korrekterweise muß ich einräumen, daß ich mich dabei weitgehend auf die westlichen Wurzeln beschränkt habe, ein Verfahren, das vielleicht nicht ohne weiteres zu entschuldigen ist. Eine weitere, ernstere Beschränkung betrifft die Art der gewählten, zur Veranschaulichung dienenden Beispiele: da, fürchte ich, hat die Physik den Löwenanteil davongetragen. Ich könnte versuchen, mich für diese Bevorzugung zu rechtfertigen, indem ich behaupte, daß es schließlich die Physik ist, die den ?Löwen? der sogenannten empirischen Wissenschaften dar-stellt ? was vielleicht sogar stimmt. Freilich wäre es ehrlicher zuzugeben, daß diese Einseitigkeit, die hoffentlich nicht zu sehr übertrieben ist, bloß ein Zeichen professioneller Einseitigkeit darstellt. Die Suche nach Fehlern in diesem Buch dürfte vielleicht ein lohnendes Unternehmen sein. Ich selbst betrachte jede Einzelheit als bestreitbar und demgemäß als ersetzbar oder verbesserungsfähig. Im Gegensatz zu dogmatischem Kommentieren und willkürlicher Spekulation ist wissenschaftliche Philosophie etwas, was vom Wesen her kritisch eingestellt ist und, indem sie fordert, daß ihre Aussagen überprüfbar sein müssen, zur Selbstkorrektur herausfordert. Meines Erachtens verdient Philosophie - in Übereinstimmung mit einer wachsenden Zahl derer, die sie betreiben ? die Bezeichnung ?wissenschaftlich? nur in dem Ausmaß, als ihre Hypothesen auf irgendeine Weise verifizierbar sind ? sei dies auf direktem Weg (durch ihre logische Kompatibilität mit einer entsprechenden Gruppe von Prinzipien), sei es indirekt durch überprüfbare Schlußfolgerungen, die solche Ideen bei menschlichem Tun und Lassen oder bei der wissenschaftlichen Forschung haben können. Dieses Buch will sich nicht in den Dienst irgendeiner Orthodoxie stellen, andernfalls würde ich es als einen Fehlschlag betrachten. Nicht, daß ich Neuartigkeit um ihrer selbst willen gesucht hätte; dennoch behaupte ich, daß bis jetzt keine philosophische Schule eine auch nur annähernd befriedigende Lösung des Determinismusproblems hervorgebracht hat. Überdies könnte man zweifeln, wir verdankten auch nur einem unter den zeitgenössischen Philosophen eine Analyse und Systematisierung der Determinationskategorien, die der des Aristoteles vergleichbar wäre. Trotzdem zeigen sich bei verschiedenen Richtungen heutiger Wissenschaftsphilosophie und von der Wissenschaft beeinflußter Ontologien beachtliche Ansätze zu einer modernen, auf Wissenschaft gegründeten Behandlung des Determinationsproblems. Ich würde mich freuen, führte dieses Buch zu manch fruchtbaren Kontroversen über die so viel erörterte Frage der Kausalität, wobei es - wenn auch vielleicht nur als Reaktion - neue Gedanken zu dem unerschöpflichen Problem des Determinismus auslöst. Außerdem liefert es hoffentlich Anlaß zum Aufstieg neuer Ideen, die sich als eine Verbesserung dessen erweisen, was an dieser Stelle gesagt wurde. ISBN 9783169448067