Beschreibung:

72 Seiten, mit Tabellen, DIN A-4, kart.

Bemerkung:

Strich auf Fußschnitt als Mängel-Kennzeichnung, sonst sehr guter Zustand. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ist im Jahre 1938 vom Senator für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Berlin beauftragt worden, eine Untersuchung über den Nachwuchskräftebedarf in Berlin (West) bis zum Jahre 1980 durchzuführen. Für dieses Vorhaben wurde ein Projektentwurf erstellt, der einen kurzen Aufriß der Aufgabenstellung der Untersuchung enthält. Mit der vorliegenden Methodenstudie soll der modelltheoretische Ansatz für die Analyse und Projektion von Ausbildungs- und Arbeitsmarktstrukturen dargestellt werden. Sie ist die methodische Grundlage für das Gesamtprojekt, das sich in ein kombiniertes Angebots- und Nachfragemodell mit vier Schwerpunkten gliedert: 1. Projektion der Schüler und Absolventen des allgemeinbildenden Schulsystems; 2. Projektion der Absolventen des berufsbildenden Schulsystems, des betrieblichen Ausbildungssystems und des Hochschulsystems; 3. Projektion der sektoralen Wirtschaftsentwicklung und der Nachfrage nach Arbeitskräften; 4. Projektion der Berufs- und Qualifikationsstruktur der Arbeitskräfte. Die empirischen Analyse- und Projektionsergebnisse für diese Bereiche dürften bis zum Ende des Jahres 1971 ermittelt sein. Die vorliegende Arbeit wird der Veröffentlichung der empirischen Resultate und des Gesamtgutachtens als eigenständige Studie vorangestellt, da das Projekt über die bisherigen methodischen Ansätze für Ausbildungs- und Arbeitsmarktprojektionen hinausgeht. Bei der Entwicklung des Konzepts für das Projekt wurde davon ausgegangen, daß die bereits vorliegenden bildungsökonomischen Ansätze für derartige Projektionen unbefriedigend sind ? wegen der konzeptionellen Schwächen des traditionellen Manpower-Ansatzes einerseits und der äußerst unzureichenden amtlichen statistischen Informationen der Bildungs- und Erwerbsstatistik andererseits. Deshalb wurde in der vorliegenden Studie nicht nur versucht, den theoretischen Ansatz zu erweitern, sondern auch zusätzliche statistische Informationen zu gewinnen, um einen detaillierten Einblick in die Tätigkeits-, Funktions- und Qualifikationsstruktur der Arbeitskräfte am Arbeitsplatz einschließlich des Berufs- und Ausbildungsschickschicksals zu erhalten. Dies ist insbesondere deshalb notwendig, weil die amtliche Klassifizierung der Berufe wegen des Wandels der Berufsinhalte und der Orientierung der Berufsklassifikation an Berufsbenennungen in immer geringerem Maße einen Schluß auf die tatsäch-ch ausgeübten Tätigkeiten zuläßt. Dadurch wird es problematisch, die Beziehungen zwischen Ausbildung und Tätigkeiten zu bestimmen, so daß hier zunächst erhebliche empirische Forschungsanstrengungen erforderlich sind: ?Since educational planning was invented, it has always been recognized that the step leading from occupational categories to levels of education is the weakest ooint in the whole process of quantifying the economic aims of education by long-term manpower forecasting; both the detractors and the defenders of the method agree about this.? Aus diesem Grunde wurde in Abstimmung mit dem Erlanger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit erstmalig in der Bundesrepublik eine repräsentative Erhebung (10-vH-Stichprobe) bei rund 70 000 Erwerbstätigen in Berlin (West) über Tätigkeits- und Qualifikationsstrukturen sowie über das Berufs- und Ausbildungsschicksal durchgeführt, in der über die herkömmlichen Klassifikationen der Berufsstatistik hinaus auch zusätzliche Merkmale erhoben worden sind3. Dadurch wird es möglich, den erweiterten methodischen Ansatz auch empirisch zu überprüfen. Zugleich soll damit ein Beitrag zu der gegenwärtigen Diskussion bildungsökonomischer Projektionsansätze des Bildungs- und Beschäftigungssystems geleistet werden. Hierbei wurde versucht, für das Angebotsmodell über die bisherigen Ansätze hinaus insbesondere auch das Wechselverhalten (Berufs- und Branchenwechsel) im Zeitablauf zu analysieren, um die Anpassungsvorgänge am Arbeitsmarkt explizit im Modell berücksichtigen zu können. Für den Bereich des Nachfragemodells liegen bisher im wesentlichen Arbeitskräftebedarfsprojektionen als Grundlage für die Bildungsplanung vor, die auf der Basis des Manpower-Ansatzes erstellt wurden4. In der vorliegenden Untersuchung wurde davon ausgegangen, daß dieser Ansatz in seiner traditionellen Form erhebliche theoretische Schwächen aufweist. Zugleich erschien es jedoch nicht gerechtfertigt, das Problem der Bildungsplanung allein auf den Angebotsaspekt reduzieren zu wollen. Derartige Angebotsansätze behandeln dieses Problem häufig lediglich isoliert unter dem Aspekt der individuellen Nachfrage der Bevölkerung nach Bildungsleistungen5, obwohl nicht anzunehmen ist, daß das Angebot an und die Nachfrage nach ausgebildeten Kräften völlig unabhängig voneinander sind. Isolierte Ansätze allein werden folglich dem Problem der Interdependenz zwischen dem Bildungsund Beschäftigungssystem nicht gerecht. Dies gilt auch für den neuerdings diskutierten Absorptionsansatz, der unterstellt, daß sich jedes Angebot an ausgebildeten Arbeitskräften automatisch seine eigene Nachfrage schafft. Unabhängig davon, daß sich dieser Ansatz bisher vornehmlich auf die Analyse des Einsatzes von akademisch ausgebildeten Arbeitskräften konzentriert, die nicht im Vordergrund de' vorliegenden Untersuchung stehen und deren Ausbildungsentscheidung im Gegensatz zu den Lehr- unc Anlernlingen in der Regel nicht das Vorhandensein einer Arbeitsstelle voraussetzt, muß auch prinzipie festgestellt werden, daß die Analyse der Absorption von ausgebildeten Arbeitskräften ohne Kennte ; der wachstumsbedingten Wandlungen der Arbeitskräfte- und Arbeitsplatzstrukturen nicht möglich s*. Damit soll die Bedeutung der ?educational supply effects?, d. h. der bedarfsschaffenden Effekte de; Ausbildungsangebots, keineswegs bestritten werden7. Da die Absorptionsfähigkeit jedoch nicht unabhängig von Bedarfsaspekten gesehen werden kann, ist auch für die Untersuchung der Absorptiors-effekte die Erfassung von relevanten Merkmalen des Arbeitskräfteeinsatzes eine absolut notwenc Grundvoraussetzung, weil ohne ihre Kenntnis die Absorptionsanalyse nur auf Ausbildungskategor er (Fachrichtung, Bildungsabschluß) bezogen werden kann und folglich ohne realen Erklärungswert -rein tautologischen Bereich verbleibt. Darüber hinaus sollte bei einer Kritik des Manpower-Ansatzes, die diesen Ansatz völlig verwirft, zuvor geprüft werden, ob und inwieweit die kritischen Einwände in den modeiltheoretischen Rahmen des Ansatzes eingefügt werden können, um den Modeilansatz entsprechend methodisch zu erweitern. Die Möglichkeiten der theoretischen Erweiterung dieses Ansatzes werden jedoch häufig übersehen: ?Es besteht Grund zu der Annahme, daß der Ansatz methodisch prinzipiell stärker erweiterungsfähig ist, als man zumeist glaubt. Die Schwierigkeiten sind zum guten Teil statistisch-empirischer Art. Insoweit sind sie nicht an den Manpower-Ansatz gebunden ? es sei denn, es ließe sich nachweisen, daß sie in einer alternativen Modellkonstruktion leichter lösbar wären8.? Die Erweiterungsmöglichkeiten des Ansatzes liegen vor allem in der Auflösung der strikten Limita-tionalitätsannahme durch Einführung von relevanten Merkmalen des Arbeitskräfteeinsatzes, die eine Bestimmung von Substitutions- und Flexibilitätspotentialen erlauben. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht folglich nicht darin, idealtypisch entweder von der strikten Limitationalitätsannahme oder von der entgegengesetzten Annahme vollständiger Substitution auszugehen. Im Vordergrund steht vielmehr die Frage, welche Zusammenhänge sich in der Realität zwischen Ausbildung und Arbeitskräfteeinsatz auf empirischer Basis nachweisen lassen. Zugleich soll durch eine Reihe von Projektionen auf der Grundlage alternativer bildungs-, wachstums-und arbeitsmarktpolitischer Zielsetzungen der Rahmen des politischen Entscheidungsspielraumes aufgezeigt werden. Damit ergeben sich Alternativen zur Projektion der wahrscheinlichen Entwicklung, die lediglich auf der Annahme unveränderter Zielsetzungen und Verhaltensweisen beruht. (Einleitung) ISBN 9783428025459