Beschreibung:

16 S.; Illustr.; 20,5 cm; geheftet.

Bemerkung:

Gutes Ex. - Text von Lothar Fischer. - 1. Seite mit Widmung von Udo G. Ross (an Lothar Fischer) und SIGNIERT. - Beiliegt: Einladungskarte Galerie d. KWARZ-Gruppe sowie Zeitungsausschnitt. - Illustr.: Fadenspiel; Dorothee in Umgebung; Toni E. zu Dollerupholz; Mit Tarnung; Frühstück mit Olive; Mann ohne Nelke; Spanische Ansicht; K.F. im Wechselbad; Spanische Wäsche / u.a. -- Als ein trockener Realist, der eher zu wenig als zu viel sagt, ist er von der Berliner Kunstkritik klassifiziert worden. Einer genaueren Charakterisierung wäre hinzuzufügen, daß Udo G. Ross ein vorsichtiger Zeichner ist, sorgfältig in der Wahl seiner Themen wie in der ästhetisierten Montage und Kombination von Wirklichkeitsfragmenten, ein Anwender des Collageprinzips unter Wahrung konkreter Räumlichkeit. ? Seine mit hartem Bleistift auf rauhem Papier gezeichneten großformatigen Porträts sind von seltener Qualität. Thematisch lassen sich die Zeichnungen in drei Kategorien einteilen: Verwendung von Bildzitaten alter Meister, bekannte Figuren der Medienwelt, Privatpersonen aus Familie und Verwandtschaft. Die Porträtreihe unter Verwendung mittelalterlicher Bildzitate steht in nationaler Tradition und versucht, deutsche Eigenart zu kennzeichnen: einsame Männerfiguren in der isolierten Teilwelt des Arbeitsplatzes oder des Autos, meist umgeben von Eßwerkzeugen und halbleeren Tellern, derangierten Stilleben. Haltungen und Physiognomien der Porträtierten scheinen uns vertraut. In der Zeichnung "Herr H. mit Binder und Herzoginkartoffel", Dürers Hieronymus Holzschuher, "trimmt ein deutscher Bürger mit Krawatte und Kriegsverletzung für sein Selbstverständnis" (Ross). Die Sinnentfremdung der psychologisch aufgeladenen Gegenstände wird durch die Landschaftsausblicke nur um ein Geringes gemildert. Es sind beklemmende Zeichnungen, in denen nicht das Zitat im Mittelpunkt steht, sondern die Umdeutung und Neuformulierung eines Charakterbildes, eingebettet in eine zeitgemäße Situation. Es ist zugleich die Frage nach der individuellen und nationalen Identität. ? (L. Fischer)