Beschreibung:

8°., 24 SS., 1 grosse, gefaltete lith. Tafel. Rückenbroschur Seltenes Pamphlet eines anonymen politischen Schriftstellers, der den Selbstmord des zweiten Berner Ratsschreibers Friedrich Stähli etwas makaber zum Anlass nimmt, die ganze Richtung des sogenannten "juste milieu" als todgeweihten Teufelspakt darzustellen. Stähli war zunächst Lehrer in Burgdorf und gehörte dann der Regierung in Bern an. Daneben war er auch Redakteur des "Volksfreundes", wo er offenbar den Zorn progressiver Kräfte erregte. Im November 1835 wurde er vermisst und als man nach einer Woche sein Zimmer aufbrach, fand man ihn tot, den Hals mit einem Federmesser durchschnitten. Der Viscount Castlereagh (Robert Stewart, 2. Marquess of Londonderry; 1769-1822) hatte sich ebenfalls mit einem Brieföffner getötet - deshalb ist das Instrument hier nach ihm benannt. - Der Autor portraitiert Stähli als einen Verräter am Volk, der ab 1830 mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und sich nur selbst zu diesem hin befördert habe. Diskutiert werden der Selbstmord als solcher, ferner politischer Selbstmord im übertragenen Sinn und republikanische Ideen in der Schweiz. Am Ende werden die Reaktionen auf Stählis Ende in verschiedenen Schweizer Zeitungen referiert, wobei ihn einige zum Teufel schicken, andere behaupten, "dass der Teufel den Leuten von der rechten Mitte den Eintritt in sein Reich versagt habe, und dass der Herrgott sonach genöthigt gewesen den armen Heimathlosen provisorisch die Mondsphäre bis zum Tage des Gerichts als Standquartier anzuweisen." Die eindrucksvolle Tafel zeigt ihn bei seinen letzten Träumen (Hahn und Fuchs im Kampf, Affe und Bär mit der Verfassung) während unter ihm bereits die Ratten tanzen, der Teufel ihm ins Ohr flüstert und von oben ein Würdenträger das Briefmesser an einem Faden herablässt.

Bemerkung:

- Kaum gebräunt, Tafel mit kleinem Randeinriss ohne Verlust. Gut erhalten.