Beschreibung:

240 S., 16 Taf. Kart.

Bemerkung:

Der Katalog erschließt einen Teil der Bestände einer der ältesten Bibliotheken Sachsens, der 1498 erwähnten Ratsschulbibliothek in Zwickau. Der heutige Inkunabelbestand stammt hauptsächlich aus drei Quellen, aus dem mittelalterlichen Franziskanerkloster, der Sammlung des Stadtschreibers Stephan Roth (gest. 1546) und Erwerbungen des Schulrektors Christian Daum (gest. 1687). Die Schule hat diese Bestände seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts betreut und die einzelnen Teile in ihren Erscheinungsbildern erhalten. So gewährt sie Einblicke in die Buch-Interessen eines Klosters von Bettelmönchen, eines Angehörigen des Stadtpatriziats, der nebenamtlich einen schwunghaften Buchhandel betrieb, der Reformation und zeitweise Luther nahestand, sowie eines ?Intellektuellen? und vielleicht ?Retters von Kulturgut? mitten im 30jährigen Krieg und in den Folgejahren. Der Bestand von gut 1150 Einheiten war nie auf repräsentative Zimelien und herausragende Buchgestaltung ausgerichtet, er spiegelt den täglichen Bedarf und die Gewohnheiten der jeweiligen Besitzer. Wie bei einer herausragenden Stadt Sachsens zu erwarten, so steht als Druckort Leipzig im Vordergrund, und die historischen Einbände lassen die Erwerbungsgeschichte erkennen: Leipziger Einbände um Importgut aus dem gesamten deutschsprachigen Bereich sowie auch aus Italien belegen die Ausstrahlung des Messe- und Buchhandelsplatzes Leipzig in der Region. Daneben stehen die dortigen Universitätsausgaben im erweiterten Zeilenabstand. Die den Franziskanern zuzuweisenden Bestände erlauben Vergleiche mit den Klosterbibliotheken aus dem sächsischen Raum, wobei dem Konvent in der damals bevölkerungsreichsten Stadt Sachsens eine besondere Bedeutung zukam. 1492 hatte er ein Provinzialkapitel auszurichten. Der Band erschließt die Drucke nach den üblichen Methoden der Inkunabelkatalogisierung und stellt eine Reihe seltener Kleindrucke vor. Besondere Mühe wurde an die Bestimmung der Einbände der Zeit gewendet: um die Handelswege zu erschließen und frühe Einbandwerkstätten in Sachsen zu ermitteln, möglicherweise auch im nahen, noch nicht staatlich getrennten Böhmen. Ferner waren die Angaben zu prüfen, die seit den Arbeiten Konrad Haeblers aus den 1920er Jahren die Forschung bestimmen. Die enge Verbindung einiger spätmittelalterlichen Bucheigner zur städtischen Oberschicht erlaubt Schlaglichter auf die lokale Baugeschichte, u.a. der Marienkirche. Erstmals erschlossen wurden auch die Einblattdrucke, die über Zwickau betreffende Verwaltungsakte des Kaisers und der Landesfürsten informieren und im Aktenbestand des Stadtarchivs überliefert sind.