Beschreibung:

71 S., Originalleinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Umschlag etwas beschädigt, sonst gut. Mit handschriftlicher Widmung (auf gälisch) des Autors für Gerburg Treusch-Dieter. - Das Frühhcht des abendländischen Christentums liegt noch auf diesen Gebeten, Segensformeln und Anrufungen aus Irland. Von dieser Insel wurde das Christentum in zwei großen Missionswellen auf den größten Teil des Kontinents getragen. Deren erste war eine sekundäre Frucht ursprünglich verstandenen Mönchstums und deren zweite trug bereits bewußten Missionscharakter und war eine Antwort auf den Ruf der Merowinger. Diese Dichtungen sind ein unmittelbares Zeugnis für die Verschmelzung der christlichen Botschaft mit dem nächsten Lebensbereich dieses Volkes. Jegliches Geschöpf: das neugeborene Kind, der sterbende Mensch, die Stimme des Donners, Milch und Brot, und jegliches geschöpfliche Tun: das Reisen, der Gang zum Brunnen, das Bereuen vor dem Tod, wird hineingehoben in den Schutz und Segen der Dreifaltigkeit, der heiligen Jungfrau und der irischen Heiligen Patrick, Brighid, Brendan. Die Schönheit der irischen Landschaft gibt die Bilder, mit denen in litaneiartigen Anrufungen die himmlischen Gestalten beschrieben werden, "weißer bist du als die möwe über einem glitzernden ströme, weißer bist du als der schnee auf getürmten gebirgen", heißt es vom heiligen Christ, oder es wird in einem Segen um Sanftmut gefleht, die "lieblich und lau" sein möge, "wie ein abend im sommer, der langsam ins laub der bergeschen hinabsinkt". Wie sehr dieser Anfangsgeist auch in späteren Jahrhunderten auf dieser abgeschlossenen Insel lebendig geblieben ist, zeigen Stücke wie "gebet vor dem tabakrauchen" oder "gebet vor dem bettmachen". H. C. Artmann, der ein Gespür hat für Sprachen, die noch nicht den Ein-ebnungsprozeß einer nivellierenden Bildung mitgemacht haben, hat diese Dichtungen in Irland aufgespürt. Er hat sie in alten schriftlichen Quellen gefunden, aus mündlicher Überlieferung übernommen und manchmal direkt dem Volk vom Mund abgelauscht.