Beschreibung:

X, 334 S., gebundene Ausgabe.

Bemerkung:

Ein sehr gutes Ex. - Literaturverz. - Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. Band 239. - I. Das Problem und die Quellen. Der alte römische Spruch ?habent libella suum fatum" kann mit Recht auch auf das Chronikbuch bezogen werden, da seine Bewertung, die Einstellung zu ihm im Verlauf der Zeiten grundsätzliche Wandlungen erfahren hat und auch heute nicht eindeutig und übereinstimmend ist. Hierbei ist es auffällig, daß das Chronikbuch im Gegensatz zu anderen Bestandteilen des Alten Testaments ?was appraised negatively from the very beginning of biblical criticism."1 Als Grand für ein solches Verdikt diente die verbreitete (und nicht ganz grundlose) Meinung,daß das Chronikbuch der göttlichen Inspiriertheit entbehre, zu weltlich und zu wenig sakral sei und darum nicht geeignet für ein breites Auditorium, sondern annehmbar nur für einen engen Kreis von Weisen, Exegeten. Diese Einstellung herrschte bis zum Anfang des 19. Jh. vor, als im Zusammenhang mit der sich schnell entwickelnden Pentateuchforschung auch das Chronikbuch die Aufmerksamkeit W.M.L. de Wettes, K.H. Grafs, J. Wellhausens und anderer prominenter Bibelwissenschaftler auf sich zog,2 in erster Linie nur als Hilfsmittel zur Klärung von Problemen des Pentateuchs. Obwohl J. Wellhausen3 das Chronikbuch als eine hervorragende literarische Leistung des Judentums anerkannte, vertrat auch er die allgemein verbreitete Meinung über die nur geringe historische Zuverlässigkeit dieses Werkes. Für die weitere Entwicklung der Chronikforschung war es jedoch schon wichtig, daß damit das Problem ?zuverlässig-nichtzuverlässig" gestellt war. Obwohl schon im 19. Jh. vereinzelt vorsichtige Versuche unternommen worden waren, die Glaubwürdigkeit des chronistischen Materials zu erweisen (C.F. Keil, H. Ewald, H. Graetz u.a.), war es dem kommenden Jahrhundert vorbehalten, einen radikalen Durchbruch in dieser Frage zu erzielen. Es waren hauptsächlich die großen Erfolge der nahöstlichen und palästinischen Epigra-phik und Archäologie, die zu der Erkenntnis führten, daß ?The portrayal of the Chronicler as the forger of history, as a person endowed with a rigid dogma, rare literary talents, and an unrestrained audacity, whose writings were pure fiction, inspired by limited objectives ... was a stereotype which could no longer be accepted."4 In der Chronikforschung wird seither weitgehend die Authentizität und Glaubwürdigkeit des Chronikbuches anerkannt, besonders seines Eigenguts,5 was aber den gelegentlichen Rückfall in eine negative Bewertung nicht ausschließt. Ein anderer Aspekt der modernen Chronikforschung ist die Frage, ob das Chronikbuch von Anfang an eine selbständige Schrift war oder ursprünglich zusammen mit den Büchern Esra-Nehemia ein einheitliches, von einem Verfasser geschaffenes Werk bildete, das erst später unterschieden und abgetrennt wurde. Bis 1968 wurde diese Frage überhaupt nicht gestellt, denn seit im Talmud das Urteil gefällt war: ?Esra schrieb sein Buch und die Genealogie der Chronik bis auf seine eigene ... Wer führte es [das Buch Esra] zu Ende? -Nehemia, der Sohn Hahalia's" (Baba Bathra 15a), wurde die Einheitlichkeit dieser Bücher allgemein anerkannt. Es war S. Japhet, die auf Grund einer ausführlichen Analyse des chronistischen Vokabulars, seiner zahlreichen spezifischen Termini technici und Ausdrücke, die bahnbrechende Schlußfolgerung zog, daß ?the books Esra-Nehemia und das Chronikbuch] could not have been written or compiled by the same author. It seems rather that a certain period of time must separate the two."7 Obwohl die traditionelle Anerkennung der Einheitlichkeit der drei Bücher auch heute ihre Anhänger und Verteidiger findet,8 gewinnt der Standpunkt S. Japhets immer größeren Beifall.9 Auch ich schließe mich diesem Standpunkt an, und obwohl in der weiteren Darlegung diesem Problem keine spezielle Aufmerksamkeit gewidmet werden soll, enthalten die folgenden Seiten eine Reihe von Argumenten, hauptsächlich konzeptionell-weltanschaulicher Art, die den Standpunkt S. Japhets bekräftigen. Mit der Anerkennung der Zuverlässigkeit und der Glaubwürdigkeit des Chronikbuches und seiner Bedeutung als historische Quelle kommt unvermeidlich auch die Frage auf, wie der Chronist die von ihm beschriebene Vergangenheit erfaßte, was für ein Geschichtsbild und was für eine Theologie er hatte und welcher Methodik er folgte. (S.1/2). ISBN 3110146754