Beschreibung:

Gebundene Ausgabe in Schuber.

Bemerkung:

Ein gutes und sauberes Exemplar. - Der Faksimile-Druck des sogenannten Wolfenbütteler Psalters gibt uns Einblick in die Keimzelle von Luthers Theologie. Nach seiner Berufung in die Wittenberger biblische Professur als Nachfolger von Staupitz (im Oktober 1512) ließ Luther, neunundzwanzigjährig, für die Hörer seiner ersten Vorlesung einen Psalterdruck herstellen, der freilich nur in diesem seinem Handexemplar auf uns gekommen ist. Die darin enthaltene hermeneutische Vorrede sowie die jedem Psalm beigegebenen Summarien stellen den frühesten gedruckten Luther-Text dar. Die von ihm eingetragenen Glossen bilden den Grundbestand seiner ersten umfassenden exegetischen Bemühung um ein biblisches Buch. Da ziemlich genau rekonstruierbar ist, welcher Kommentare er sich zur Vorbereitung bediente, bietet sich hier die Möglichkeit, Vers für Vers zu verfolgen, welche Auslegungsmöglichkeiten er übernommen oder verworfen und wo er völlig neue Wege eingeschlagen hat. Das ist ein mühsames, längst noch nicht ausgeschöpftes Verfahren, aber eine höchst aufschlußreiche und erregende Gelegenheit, das Werden von Luthers Theologie am Beginn seiner vollen akademischen Lehrtätigkeit im Vergleich mit der Tradition und mit der zeitgenössischen Gelehrsamkeit zu erhellen. Die Entfaltung seines Denkens vollzieht sich allerdings freier in den gleichzeitigen Scholien, den längeren exegetischen Darlegungen, die uns als sogenannter Dresdener Psalter erhalten sind. Aber gerade der hier faksimilierte Glossenteil der ersten Psalmen-Vorlesung macht es besonders reizvoll, mitten in der engen Beziehung zum Überkommenen die Anzeichen erstaunlicher Selbständigkeit zu erkennen. Versucht man unter völligem Absehen von der späteren Entwicklung und geschichtlichen Bedeutung Luthers den Text rein als ein Dokument spätmittelalterlicher Theologie zu lesen, so zeigt er als solcher ein überraschend eigenständiges Gesicht. Dafür gibt es in jener Zeit nichts Vergleichbares.